Kuppelproduktion liegt vor, wenn ein bestimmtes Produkt nicht hergestellt werden kann, ohne dass gleichzeitig aus dem gleichen Rohmaterial ein oder mehrere Produkte notwendigerweise miterzeugt werden.
Beispiele:
Das kostenrechnerische Problem bei der Kuppelproduktion liegt in der Ermittlung der Herstellkosten der einzelnen Kuppelprodukte, weil die Verteilung der Herstellkosten nach dem Verursachungsprinzip nicht möglich ist.
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In der Praxis werden deshalb so genannte Hilfsrechnungen angewandt.
Hilfsrechnungen:
- Restwertrechnung
- Marktwertrechnung
- Verteilungsrechnung
Restwertrechnung
Die
Restwertrechnung findet Anwendung, wenn der Produktionsprozess ein Hauptprodukt und mehrere Nebenprodukte hervorbringt.
Bei einem Produktionsprozess entstehen 1.000 kg des Hauptproduktes X, wobei die Herstellkosten des Produktionsprozesses sich auf insgesamt 10.000 € belaufen. Die Höhe der Zuschlagssätze belaufen sich auf 10 % im Verwaltungsbereich und 5 % im Vertriebsbereich. Das Hauptprodukt verursacht noch 3,00 € Sondereinzelkosten des Vertriebs.
Für die Nebenprodukte liegen folgende Angaben vor:
Kalkulation des Hauptproduktes:
Kritik an der Restwertrechnung: Das Kostenverursachungsprinzip wird nicht eingehalten. Bei steigenden (sinkenden) Erlösen der Nebenprodukte sinken (steigen) die Kosten des Hauptprodukts. Die Restwertrechnung ist nur anwendbar, wenn ein Hauptprodukt und ein oder mehrere Nebenprodukte beim Kuppelproduktionsprozess entstehen.
Marktwertrechnung
Wenn beim Kuppelproduktionsprozess nicht ein Hauptprodukt und mehrere Nebenprodukte, sondern mehrere Hauptprodukte erzeugt werden, wird die
Marktwertrechnung angewandt.
Die Marktwertrechnung ist eine Äquivalenzziffernrechnung, wobei die Marktpreise der Produkte als Äquivalenzziffern benutzt werden. Die Kosten werden also im Verhältnis der Marktpreise auf die Kostenträger verteilt. Dies bedeutet eine Kostenverteilung nach dem Tragfähigkeitsprinzip.
Beispiel:
Bei einem Kuppelproduktionsprozess entstehen die drei Hauptprodukte A, B und C. Die gesamten Herstellkosten des Produktionsprozesses belaufen sich auf 11.750 €. Von den drei Produkten sind die folgenden Daten bekannt:
Die Herstellkosten werden nun nach dem Marktwert der Produkte verteilt:
Auf jeden Euro Erlöse entfallen also 0,5 € Kosten
Wenn die Zuschlagssätze im Verwaltungs- und Vertriebsbereich wieder 10 % bzw. 5 % betragen und für A 0,50 €, für B 0,80 € und für C 1,00 € Sondereinzelkosten des Vertriebs anfallen, betragen die Selbstkosten der drei Produkte:
Kritik an der Marktwertrechnung: Auch bei der Marktwertrechnung wird dem Verursachungsprinzip nicht Rechnung getragen
Die Marktpreise sind willkürlich gewählte Äquivalenzziffern
Verteilungsrechnung
Die
Verteilungsrechnung basiert auf dem gleichen Grundgedanken wie die Marktwertrechnung. Als Äquivalenzziffern benutzt die Verteilungsrechnung jedoch nicht die Marktpreise, sondern technische oder physikalische Größen (Gewichte, Volumenverhältnisse), die beim Produktionsprozess eine Rolle spielen.
Beispiel:
Beim Kiesabbau fällt Rohkies und Kiessand im Gewichtsverhältnis 7 : 3 an. Die Kosten einer Periode belaufen sich auf 100.000 €.
100.000 / 10 = 10.000
Kritik an der Verteilungsrechnung: Auch die Verteilungsrechnung berücksichtigt nicht das Kostenverursachungsprinzip.
letzte Änderung E.R. am 10.05.2021
Autor(en):
Dipl. Volkswirt Friedrich Schnepf
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