Als
EBITDA (Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation) wird das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation von immateriellen Wirtschaftsgütern bezeichnet.
Mit dem EBITDA wird das Betriebsergebnis, auch
Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit oder ordentliches Betriebsergebnis, nicht nur unabhängig von Finanzierungsstrukturen und der steuerlichen Lage eines Unternehmens ausgewiesen. Zusätzlich werden die Abschreibungen aus dem Betriebsergebnis herausgerechnet, weil es auch hier erhebliche Unterschiede zwischen den Betrieben geben kann, vor allem, wenn es sich um junge bzw. Wachstumsunternehmen handelt, in denen oft investiert wird als in Bestandsunternehmen.
Damit ist es noch besser als mit dem
EBIT möglich, zu bewerten, wie erfolgreich ein Unternehmen mit seiner originären Geschäftstätigkeit ist. Zudem kann das EBITDA kann in die
Bonitätsbewertung von Unternehmen einfließen.
EBITDA - Definition und Formel
Mit dem EBITDA wird der eigentliche Erfolg eines Unternehmens ohne Berücksichtigung möglicher Sonderfaktoren wie Finanzierung, Steuern, Beteiligungsergebnisse oder Abschreibungen gemessen. Es betrachtet die Rentabilität aus dem eigentlichen Kerngeschäft also noch genauer, als das z.B. mit dem EBIT der Fall ist, weil fast alle außerordentlichen Faktoren herausgerechnet werden.
Anzeige
Kennzahlen-Guide für Controller:
Über 200 Kennzahlen aus Finanzen, Personal, Logistik, Produktion, Einkauf, Vertrieb, eCommerce und IT.
Preis: ab 12,90 Euro Brutto
Mehr Infos >>
Um das EBITDA besser zu verstehen, ist es notwendig, die Begriffe
Abschreibung und
Amortisation zu klären bzw. sie voneinander abzugrenzen. Sowohl Abschreibungen als auch Amortisation dienen dazu, die jährliche
Wertminderung des Anlagevermögens darzustellen. Abschreibungen beziehen sich dabei auf den Wertverlust des Anlagevermögens, etwa von Maschinen oder Gebäuden. Mit der Amortisation wird dagegen der Wertverlust an immateriellen Vermögensgegenständen wie Firmenwert oder Lizenzen beschrieben.
Die Formel für das EBITDA lautet:
EBITDA = EBIT + Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögensgegenstände – Zuschreibungen
bzw.
EBITDA = Jahresüberschuss + Steuern vom Einkommen – Steuererträge +/- Finanzergebnis + Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögensgegenstände – Zuschreibungen
EBITDA Beispiel-Berechnung
Das EBITDA für ein Beispielunternehmen beträgt 108,40 Mio. Euro, wie die folgende Berechnung zeigt:
Beispiel:
|
|
|
|
48,1 mio EUR
|
|
Jahresüberschuss
|
|
|
|
+
|
11,8 mio EUR
|
Steueraufwand
|
|
|
|
-
|
0,00 EUR
|
Steuererträge
|
|
|
|
+
|
8,4 mio EUR
|
Finanzergebnis
|
|
|
|
+
|
40,1 mio EUR
|
Abschreibungen AV
|
|
|
|
-
|
0,00 EUR
|
Zuschreibungen AV
|
|
|
|
=
|
108,4 mio EUR
|
EBITDA
|
|
|
|
Die Beispielwerte stammen aus einem realen Jahresabschluss. Dieser ist Auszugsweise hier hinterlegt. >>
Der Jahresüberschuss ist der GuV-Rechnung entnommen und ist dort auf der Position 19. zu finden. Der Steueraufwand wurde der GuV-Rechnung entnommen und entspricht der Position 18. "Steuern vom Einkommen". Steuererträge wurden mit 0,00 EUR angesetzt. Das Finanzergebnis wurde der GuV-Rechnung entnommen und entspricht der Position 16. "Zwischensumme aus 10 bis 15". Abschreibungen und Zuschreibungen sind der Cash-Flow- Berechnung entnommen.
Diese und andere Kennzahlen können Sie mithilfe von Excel-Tools/ Vorlagen leicht berechnen. Einige werden hier näher vorgestellt >>
|
Besonderheiten bei Berechnung und Interpretation beachten
Ein Vorteil des EBITDA ist, dass er darstellt, wie gut ein Unternehmen in seinem Kerngeschäft agiert hat bzw.
wie gut das eigentliche Geschäftsmodell funktioniert, etwa Maschinen herzustellen oder Bauleistungen anzubieten. Mit dem Bezug auf das EBITDA ist ein relativ guter Vergleich von Unternehmen, auch international, möglich, zumindest innerhalb einer Branche. Außerdem können Konzerne und Großunternehmen mit dem EBITDA analysieren, wie gut bzw. rentabel
unterschiedliche Sparten eines Unternehmens wirtschaften.
Nachteil: Es kann vorkommen, dass Einkünfte, die nicht zum originären Geschäftsfeld gehören, das Ergebnis beeinflussen, z.B. Mieteinkünfte. Und es gibt den Fall, dass Zinseinkünfte, die Bestandteil des operativen Ergebnisses sind (etwa Ratenfinanzierungen) dennoch in die Berechnung des EBIT einfließen.
Durch das Herausrechnen der Abschreibungen aus dem Ergebnis hat das EBITDA
Cashflow-Charakter, weil die Abschreibungen nicht zahlungswirksam sind. Das EBITDA verfälscht aber gleichzeitig die Auskunft über den tatsächlich erreichten Gewinn, da Abschreibungen und Investitionen zum Tagesgeschäft eines Unternehmens gehören, und durchaus nachhaltigen Einfluss auf das Ergebnis haben können. Kritiker führen überdies an, dass es mit dem EBITDA möglich ist,
tatsächlich erwirtschaftete Verluste zu verschleiern. Zudem haben junge Wachstumsunternehmen oft andere Werte, sprich höhere Investitionsvolumina, als bestehende Betriebe, was zu Verzerrungen bei einem Vergleich führen kann. Das EBITDA wird daher eher genutzt, um die
Rentabilität dieser Unternehmen zu vergleichen, da alleine die Abschreibungen dazu führen können, dass ein Verlust entsteht.
Allerdings lässt sich ohne weitere Analysen kaum erkennen, warum es in einem Betrieb hohe und in einem Betrieb niedrige Abschreibungen gibt. Niedrige Abschreibungen können auf einen
möglichen Investitionsstau oder andere Versäumnisse hinweisen, die zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit gehen. Hohe Abschreibungen auf
Expansionspläne, die evtl. bisher nicht relevante Risiken mit sich bringen, wenn man z.B. in einen neuen Standort investiert.
Wie bei anderen Kennzahlen auch, ist es mit dem EBITDA alleine kaum möglich, eine abschließende Analyse und Bewertung der Leistungsfähigkeit eines Unternehmens durchzuführen. Erst unter Hinzuziehung anderer Kennzahlen, etwa Kapitalquoten oder
Cashflow, ist eine fundiertere Analyse möglich.
Für eine umfassendere Analyse sollten außerdem grundlegende Finanzierungs-, Steuer- und Investitionsstrategien eines Unternehmens bekannt sein.
Richtwert - Wie hoch soll das EBITDA im Unternehmen sein?
Wie bei der
Umsatzrendite oder dem
EBIT gibt es keine allgemein gültigen Empfehlungen zum EBITDA, weil es zum Teil
gravierende Unterschiede von Branche zu Branche gibt.
Unternehmen sollten deshalb dafür sorgen, dass das EBITDA über dem Schnitt der eigenen Branche liegt bzw. über einen Zeitraum von mehreren Jahren kontinuierlich steigt. Über den
Bundesanzeiger (
Startseite – Bundesanzeiger) ist es auch möglich, sich mit direkten Wettbewerbern oder anderen Unternehmen zu vergleichen, wenn diese ihre Abschlüsse vollständig veröffentlichen müssen. Nicht zuletzt können Steuerberater ggf. über die
DATEV-Branchenvergleiche Orientierungsgrößen nennen.
Ursachen für schlechte oder schlechter werdende Ausprägungen
Für eine Verschlechterung des EBITDA können u.a.
rückläufige Umsätze und / oder steigende Kosten verantwortlich sein. Sinkende Umsätze können z.B. durch schlechtes Marketing, eine veraltete Produktpalette oder durch bessere Wettbewerber verursacht werden. Außerdem, dass man im Betrieb vor allem Produkte mit geringen Margen (Deckungsbeiträgen) verkauft und weniger auf Artikel mit hohen
Deckungsbeiträgen setzt. Ursachen hierfür können z.B. schlechte Kenntnisse der Ertragskraft der Artikel des Sortiments sein.
Und natürlich gibt es
externe Faktoren wie z.B. eine Wirtschaftskrise oder Energiepreisschocks, die u.a. zu Kundenverlusten oder Preisdruck führen, die sich aber vom Betrieb in der Regel nicht oder nur in geringem Umfang beeinflussen lassen.
Ausgewählte Möglichkeiten, die Kennzahlenausprägung zu verbessern
Geht das EBITDA zurück, können Unternehmen u.a. folgende Möglichkeiten der Verbesserung prüfen:
- Allgemeine Preiserhöhungen umsetzen.
- Bevorzugt auf Produkte mit hohen Margen (Deckungsbeiträgen) setzen.
- Möglichst von wenig profitablen Produkten trennen oder von Dritten beziehen, die die Artikel preiswerter fertigen können. Die frei werdenden Kapazitäten können dann für die Herstellung profitabler Artikel genutzt werden.
- Reduzierung von Rabatten prüfen.
- Mitarbeiter alle Zusammenhänge erklären und schulen, damit sie z.B. im Verkauf stärker darauf achten, besonders profitable Produkte zu verkaufen und Kunden von (zu) hohen Rabatten „abbringen“.
- Kostensenkungsmaßnahmen prüfen, etwa bestehende Verträge mit Lieferanten neu verhandeln oder die Überprüfung aller Kosten auf Notwendigkeit, z.B. bei Versicherungen, Wartungsverträgen, Einsatz von Subunternehmern statt eigenem Personal. Investitionsvorhaben auf Notwendigkeit und Umfang prüfen. Alternative Finanzierungsformen prüfen, etwa Leasing. Tipp: Um zu prüfen, welche Möglichkeiten der Kostensenkung bestehen, sollten alle Positionen der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) ein oder zweimal pro Jahr durchgegangen und alle Kosten auf Notwendigkeit und Höhe überprüft werden. Mitarbeiter können auch eine Prämie dafür erhalten, wenn sie Vorschläge für Kostensenkungsmaßnahmen machen, die umgesetzt werden.
- Forderungsmanagement verbessern. Wenn es gelingt, Forderungsausfälle zu reduzieren, trägt das zu höheren Umsätzen und gleichzeitig sinkenden Kosten bei. Gleichzeitig wird die Liquidität verbessert.
- Allgemeine Prozessverbesserungen, etwa in der Produktion. Können die Fertigungs- oder Durchlaufzeiten reduziert werden, lassen sich mehr Artikel herstellen und verkaufen, was den Umsatz erhöht. Im Vertrieb kann eine Klassifizierung der Kunden, etwa nach ABC, dazu führen, dass man sich vor allem auf Kunden mit hohen Wertbeiträgen kümmert, was zu steigenden Umsätzen und Deckungsbeiträgen führt.
FAQ / Häufige Fragen zum EBITDA
Was ist das EBITDA?
Das EBITDA ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation). Durch das Herausrechnen dieser Positionen erhält man das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (Betriebsergebnis), das zeigt, wie gut ein Unternehmen in seinem eigentlichen Kerngeschäft arbeitet. Das Herausrechnen der Abschreibungen kann vor allem bei jungen, wachstumsstarken Unternehmen sinnvoll sein, weil diese häufig einen hohen Investitionsbedarf haben und alleine diese Abschreibungen dazu führen können, dass ein Verlust entsteht, obwohl man im reinen Kerngeschäft profitabel agiert. Durch das Herausnahme der Abschreibungen hat das EBITDA Cashflow-Charakter, weil die Abschreibungen nicht zahlungswirksam sind.
Welche EBITDA-Werte sind gut?
Eine pauschale Aussage zu einem guten EBITDA ist kaum möglich, da es erhebliche Schwankungen von Branche zu Brache gibt. Es sollte möglichst über dem Mittelwert der Branche liegen und im Verlauf mehrerer Jahre steigen.
Wie wird das EBITDA berechnet?
Die Formel für das EBITDA lautet: EBIT + Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögensgegenstände – Zuschreibungen
Was führt zu einem sinkenden EBITDA?
Die Gründe, die zu einem sinkenden EBITDA führen können, sind vielfältig. Beispielsweise können das Umsatzrückgänge, Kostensteigerungen, schlechte Abläufe oder externe Ereignisse wie allgemeine Krisen sein. Daher müssen bei rückläufigen Werten umfassende Ursachenanalysen vorgenommen und Maßnahmen umgesetzt werden.
Wie kann das EBITDA verbessert werden?
Das EBITDA lässt sich durch verschiedenste Maßnahmen verbessern. Beispielsweise können Preiserhöhungen geprüft, Rabatte reduziert, Kosten gesenkt oder Abläufe verbessert werden. Ein großer Hebel zur Erhöhung des EBITDA ist der bevorzugte Verkauf von Produkten mit hohen Margen und das Setzen auf Kunden, die viel und häufig kaufen.
Wie unterscheidet sich EBIT von EBITA und EBITDA?
Zur Unterscheidung hilft folgende Übersicht:
- EBT = Gewinn vor Steuern
- EBIT = Gewinn vor Zinsen und Steuern
- EBITA = Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter
- EBITDA = Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter und Abschreibungen auf Sachanlagen
Zurück zur Bilanz-Kennzahlen-Übersicht >>
letzte Änderung J.E.
am 25.01.2023
Autor:
Jörgen Erichsen
|
Autor:in
|
Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
|
Homepage |
weitere Fachbeiträge des Autors
| Forenbeiträge
|