![Gestaltungsüberlegungen für eine hybride Budgetierung]()
Die
Budgetierung zählt zu den klassischen
Koordinations- und
Analyseinstrumenten des
Controllings und zählt daher für sehr viele Unternehmen zu einer jährlichen Aufgabe. Dabei gibt es viele negative Erfahrungen und sachliche Gründe, warum die traditionelle bzw. klassische Budgetierung in der heutigen Zeit nicht mehr ausreicht und sogar zu Fehlsteuerung führt.
Im Kern lassen sich folgende
Gründe zusammenfassen: Die Budgetierung ist häufig unzureichend mit den
strategischen Zielen des Unternehmens verknüpft. Deshalb fehlt der Budgetierung eine klare Ausrichtung und eine effektive Unterstützung der langfristigen
Unternehmensstrategie. Es müssen viele Daten gesammelt, überprüft und bearbeitet werden. Dies macht den Prozess der Budgeterstellung aufwendig und benötigt viel Zeit und Ressourcen.
Der
Budgetierungsprozess ist nicht anpassungsfähig genug. Änderungen am Prozess erfolgen spät, dies macht es schwierig, auf neue Gegebenheiten schnell zu reagieren. Manager können verleitet werden, alles zu tun, um die geforderten Zahlen einer verbindlichen Budgeterfüllung zu erreichen, auch wenn dies auf Kosten einer nachhaltigen und wertorientierten Unternehmensentwicklung geht.
Moderne Budgetierungsansätze verfolgen das Ziel durch Gestaltungsempfehlungen und Fundamente den Budgetierungsprozess zu vereinfachen, flexibler und integrierter zu gestalten. Es ist zu verstehen, dass die Moderne Budgetierung Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit bietet, ihre
Planungs- und Steuerungssysteme systematisch und individuell anzupassen. Es handelt sich bei der Modernen Budgetierung nicht um ein Patentrezept, das einfach übernommen werden kann, sondern um fundierte Empfehlungen. Dies stellt zugleich die wesentliche Herausforderung dar, wie eine solcher Ansatz konkret auszugestalten ist.
Infolgedessen besteht das Ziel der Studie einen
hybriden Budgetierungsansatz zu entwickeln, der eine praxisorientierte Weiterentwicklung von Budgetierungsansätzen ermöglicht und durch seine Flexibilität die dynamischen Marktbedingungen adressiert. Ausgangspunkt dazu ist eine Kurvorstellung und Analysevergleich von zwei in der Literatur bekannten modernen Budgetierungsansätzen.
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Better Budgeting
Better Budgeting verfolgt das das Ziel, die
Planung dynamischer und
anpassungsfähiger zu gestalten. Es stellt eine schrittweise Verbesserung der traditionellen Budgetierung dar und beinhaltet verschiedene Maßnahmen zur Optimierung der Planung und Budgetierung.
Rieg nennt als zentrale Maßnahmen die
Standardisierung und
Entfeinerung von Planungsinhalten, um den Planungsaufwand zu reduzieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Effizienz zu steigern. Ein wichtiger Bestandteil von Better Budgeting ist die rollierende Planung. Während die klassische Budgetierung auf starre, periodenbezogene Budgets setzt, ermöglicht die rollierende Planung eine kontinuierliche Anpassung des Budgets.
Dies ist eine zentrale Methode, die Unternehmen wie
Zalando nutzen, um ihre
Finanzplanung flexibel zu halten, statt nur einmal jährlich festgelegte Budgets zu erstellen. Durch diesen Ansatz kann Zalando seine finanzielle Steuerung dynamisch anpassen und so seine Markt Reaktivität erhöhen. Durch die klassische
Top-down-Planung können oft Zielverzerrungen entstehen, da Vertriebsleiter möglicherweise niedrigere Ziele setzen, um diese leichter zu erreichen.
Die Einführung
flexibler Zielvorgaben sowie der Einsatz moderner Analyse- und digitaler Planungstools – etwa durch Marktbenchmarks – können helfen, solche Verzerrungen zu vermeiden und eine realistischere, marktorientierte Planung zu gewährleisten.
Advanced Budgeting:
Advanced Budgeting bringt laut Rickards größere Veränderungen in der traditionellen Budgetierung mit sich. Dieser Budgetingansatz stellt einen flexiblen
Mittelweg zwischen Better Budgeting und Beyond Budgeting dar, indem es Elemente beider Methoden kombiniert. Die wichtigsten Elemente, die das Advanced Budgeting verfolgt, sind:
- Kontinuierliche Planung
- Strategische Ausrichtung
- Kombination von Führungsinstrumenten
Das Advanced Budgeting wird schrittweise in das Unternehmen implementiert, um
Risiken zu minimieren und eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen. Laut Rieg wird das Ziel verfolgt, die Planungskosten zu senken, die Qualität der Planung zu verbessern und gleichzeitig die Flexibilität zu erhöhen. Ein wesentliches Merkmal des Advanced Budgeting ist die
Kombination von
Führungsinstrumenten mit der
Budgetierung.
Durch die Integration verschiedener Tools kann das Unternehmen schneller auf
Entscheidungen reagieren und sich stärker auf datenbasierte Analysen konzentrieren. In der Literatur wird betont , dass der Einsatz moderner Planungstools, wie der
Softwarelösung "
BOARD", die Budgetplanung optimieren kann. Dadurch wird der Planungsaufwand reduziert und die Qualität der Steuerungsinformationen durch eine strukturierte und dynamische Planung verbessert.
Ein solches System fördert eine flexible, integrierte Planung, die sich schnell an Veränderungen im Unternehmen anpassen lässt. Zudem arbeiten alle Planer mit denselben Daten ("
Single Point of Truth"), was für eine einheitliche Entscheidungsgrundlage sorgt.
Durch den Einsatz moderner
IT-Lösungen kann Zalando sowohl in der ersten Planungsphase (Zielgrößenbestimmung) als auch in der detaillierten Ausplanung (bei den Maßnahmen, Einflussgrößen und
Szenarien berücksichtigt werden) effizienter agieren. Jede Veränderung der angenommenen Einflussfaktoren wird direkt in den
KPIs des Unternehmens sichtbar.
Eine weitere Methode, die Fleig empfiehlt, ist das "
Budget auf null setzen". Dabei wird das Budget
jährlich oder quartalsweise neu verteilt, anstatt sich an den Ausgaben des Vorjahres zu orientieren. Abschließend wird eine schrittweise Implementierung des Advanced Budgeting berücksichtigt werden müssen.
Eine vollständige Umstellung des Systems auf einmal wäre oft nicht sinnvoll. Allerdings kann die
kontinuierliche Anpassung des Budgets, ähnlich wie beim Better Budgeting, Unsicherheiten in Bezug auf langfristige Unternehmensziele verursachen. Zusätzlich bringt Advanced Budgeting eine erhöhte Komplexität mit sich, was einen hohen Ressourcenbedarf erfordert – insbesondere, wenn entsprechende IT-Infrastrukturen oder qualifizierte Mitarbeitende fehlen.
Zudem besteht das Risiko, dass Prognosen aufgrund
unvorhersehbarer externer Faktoren unzuverlässig sind und das Budget dadurch falsch zugeordnet wird. Ein weiterer kritischer Punkt ist der potenzielle Druck auf Mitarbeitende, Budgets zu manipulieren, was die Motivation beeinträchtigen und zu Frustration oder Widerstand innerhalb des Unternehmens führen kann.
Analysevergleich der Budgetierungsansätze
Die verschiedenen Budgetierungsansätze wurden anhand einer
Literaturauswertung analysiert. Es traten deutliche Unterschiede in ihrer Anwendung und Effektivität unter unterschiedlichen Marktbedingungen auf. Verschiedene Annahmen und Szenarien wurden herangezogen, um die die Auswirkung der jeweiligen Ansätze untersuchen. Gegenstand der Analyse waren die traditionelle Budgetierung, Better Budgeting und Advanced Budgeting, die auf ihre Reaktionen auf Veränderungen im Marktumfeld, wie etwa die Corona-Pandemie oder saisonale Schwankungen, hin untersucht wurden.
Es konnte festgestellt werden, dass die
traditionelle Budgetierung in
stabilen Marktumfeldern stabil und vorausschauend wirkt, insbesondere dann, wenn eine langfristige Planung erforderlich ist. In Szenarien mit einem stabilen Marktumfeld, wie in den Jahren vor 2019, als die Corona-Pandemie noch keine weitreichenden Auswirkungen auf Unternehmen hatte, bietet die klassische Methode eine klare Struktur und Kontrolle über die Ausgaben. Allerdings stieß diese Methode im dynamischen Umfeld zunehmend an ihre Grenzen. Der traditionelle Ansatz fehlt es an Flexibilität, um schnell auf plötzliche Marktveränderungen zu reagieren.
Im Vergleich dazu zeigte der
Better Budgeting-Ansatz eine höhere
Flexibilität, da der Ansatz durch Methoden wie die rollierende Planung eine kontinuierliche Anpassung des Budgets ermöglicht. Dennoch wurde auch hier eine gewisse Unsicherheit in der langfristigen Planung festgestellt, da zu häufige Anpassungen zu einer instabilen finanziellen Planung führen können. Darüber hinaus kann die strategische Ausrichtung des Unternehmens durch ständige Anpassungen gefährdet werden.
Der
Advanced Budgeting-Ansatz kombiniert die Flexibilität der rollierenden Planung mit einer stärkeren strategischen Ausrichtung. Durch den gezielten Einsatz von Daten und Technologien können Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren und das Budget an den Umsatz koppeln. Diese Methode bringt jedoch neue Herausforderungen mit sich. Die Umsetzung ist komplex und erfordert einen hohen Ressourceneinsatz, da die Einführung fortschrittlicher Planungstools notwendig ist.
In Bezug auf die
Budgetierungsansätze und die
Bewertungskriterien (Flexibilität/Anpassungsfähigkeit, daten- und technologiegestützte Entscheidungen, Planungssicherheit und Stabilität sowie Kostenkontrolle und Optimierung) wurde festgestellt, dass Better und Advanced Budgeting deutlich flexibler sind und sich als nützlicher erwiesen haben als die traditionelle Budgetierung.
Durch die Integration von
Echtzeit-Daten und die
rollierende Planung können Unternehmen ihre Anpassungsfähigkeit auf ein neues Niveau heben. In einem schnelllebigen Umfeld wie dem
E-Commerce ist dies besonders vorteilhaft und notwendig. Im Gegensatz zur traditionellen Budgetierung, die auf historischen Ausgaben und Annahmen basiert, nutzen Better und Advanced Budgeting in vollem Umfang moderne Daten, Analysetools und digitale Technologien, um ihre Effizienz in schnell wechselnden Märkten zu steigern.
Der Einsatz dieser digitalen Tools ermöglicht eine
präzisere und
datengetriebene Planung. Auch in diesem Punkt schneidet die traditionelle Budgetierung schlechter ab.
Allerdings bietet die traditionelle Budgetierung eine
hohe Planungssicherheit, da sie auf klaren, langfristigen Zielen basiert. In einem stabilen Marktumfeld ist dies ein großer Vorteil. In dieser Hinsicht schneiden Better und Advanced Budgeting schlechter ab, da ihr Fokus auf kontinuierlichen Anpassungen liegt, was die langfristige Planung destabilisieren kann.
Das
Advanced Budgeting bietet eine ausgewogenere
Balance zwischen Flexibilität und strategischer Ausrichtung des Unternehmens. Langfristige Ziele können dennoch berücksichtigt werden, wenn ausreichende Kontrollen und Prüfmechanismen eingebaut sind. Eine präzise Kostenkontrolle ist hingegen bei der traditionellen Budgetierung gegeben, da das Budget zu Beginn des Jahres festgelegt wird. Änderungen sind jedoch schwer umzusetzen, was in dynamischen Märkten problematisch sein kann.
Beim Better und Advanced Budgeting wird die Planung kontinuierlich überwacht und angepasst. Eine verbesserte Kostenkontrolle und Optimierung sind durch Better und Advanced Budgeting gegeben. Allerdings kann durch die häufige Anpassung des Budgets auch unnötiger Ressourcenaufwand entstehen. Zudem kann die erhöhte Komplexität und der zusätzliche Ressourceneinsatz zu Problemen bei der Kostenkontrolle führen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die traditionelle Budgetierung bietet zwar Stabilität und Kontrolle, ist jedoch zu starr, um schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Better Budgeting ermöglicht mehr Flexibilität, birgt jedoch die Gefahr einer Beeinträchtigung der langfristigen Planungssicherheit. Das Advanced Budgeting stellt eine gute Balance zwischen Flexibilität und langfristiger Strategie dar, bringt jedoch zahlreiche Herausforderungen in Bezug auf Komplexität und Ressourceneinsatz mit sich.
Gestaltung eines hybriden Budgetierungssatzes
Der
hybride Budgetierungsansatz soll eine Kombination aus festen Budgetierungselementen (für Stabilität) und flexiblen, datengetriebenen Anpassungen darstellen, die die Agilität der Budgetierung verstärken. Es sollen moderne Analyse- und Steuerungsinstrumente genutzt werden, die für die Echtzeit- Überwachung entscheidend sind.
Die wichtigsten
Ziele dieses Ansatzes sind eine hohe Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen, die Berücksichtigung langfristiger strategischer Planungen sowie kurzfristiger Anpassungen und eine effiziente Ressourcenallokation durch den Einsatz digitaler Tools. Es ist zwingend erforderlich, die Budgetierung agiler zu gestalten, da die Zukunft nicht vorhersehbar ist, die finanziellen Risiken jedoch durch Identifikation, Messung und Steuerung besser gemanagt werden können.
Für das
Risikomanagement spielt ein hybrider Ansatz ebenfalls eine wichtige Rolle. Risiko wird nicht nur durch die Größe eines möglichen Verlusts definiert, sondern auch durch die Unvorhersehbarkeit. Erwartbare
Kosten, wie beispielsweise regelmäßige
Fixkosten, zählen nicht als Risiko, da sie planbar sind.
In der Vergangenheit war die Planbarkeit mit der traditionellen Budgetierung weitgehend stabil. Doch die heutige Zeit ist durch Digitalisierung, Globalisierung und schnelle technologische Fortschritte geprägt, was die
wirtschaftliche Dynamik erhöht hat und unerwartete Ereignisse (wie etwa Pandemien oder Börsencrashs) für Unternehmen zu einer kritischen Herausforderung macht.
Deshalb ist es wichtig, die Risiken mithilfe neuer Methoden zu minimieren, ohne die strategische Ausrichtung des Unternehmens zu gefährden. John A. Parnell ist der Meinung, dass die Integration physischer Ressourcen wie Technologie, Distribution, Produktionskapazität, Zulieferer und Standorte entscheidend für die
strategische Ausrichtung eines Unternehmens ist.
Ein hybrider Ansatz muss darauf abzielen, die
physischen Ressourcen flexibel mit digitalen oder servicebasierten Elementen zu kombinieren. Daher müssen
dynamische Synergien zwischen Ressourcen und Fähigkeiten gezielt genutzt werden. Das bedeutet, dass ein hybrider Ansatz sicherstellen muss, dass physische, digitale und menschliche Ressourcen optimal kombiniert werden.
Parnell nimmt als Beispiel den
Automobilhersteller Toyota, der
Lean Production mit digitalen Supply-Chain-Systemen kombiniert, um die Effizienz des Unternehmens zu steigern. Auch die Einführung der
SWOT-Analyse ist von hoher Bedeutung, denn die physischen Ressourcen sollten gezielt auf ihre Marktchancen oder Bedrohungen abgestimmt werden.
Margaret A. Abernethy und Peter Brownell befassen sich mit der Rolle der Budgetierung in Organisationen, die mit strategischen Veränderungen konfrontiert sind. Sie unterteilen die Nutzung von Budgets in
interaktive und
diagnostische Nutzung.
Unternehmen im
E-Commerce können die Budgetnutzung als interaktive Nutzung im Unternehmen verankern, was bedeutet, dass die dynamische Kommunikation zwischen Führungskräften und operativen Einheiten gefördert wird. Dadurch entsteht eine flexible und anpassungsfähige Organisation, die schnell auf Marktveränderungen reagieren kann. Diese Art der Budgetnutzung ist jedoch aufwendig und erfordert mehr Managementaufwand, was notwendig ist, da sie Vorteile bringt, wenn ein Unternehmen einen hohen Grad an strategischem Wandel durchläuft.
Die interaktive Budgetnutzung passt gut zur hybriden Strategie, da das Budget als ein
interaktives Steuerungsinstrument betrachtet wird, das von den CEOs bei der Umsetzung strategischer Veränderungen unterstützt wird. Der Stil der Budgetnutzung bleibt dabei zentral.
Abernethy und Brownell schlagen vor, die interaktive und diagnostische Budgetnutzung zu kombinieren. In
stabilen Phasen könnte die diagnostische Budgetierung genutzt werden, um Kosten zu sparen und die Kontrolle zu erhöhen. In Phasen der Veränderung, wie im Jahr 2019, als die Corona- Pandemie das Käuferverhalten weltweit beeinflusste, ist eine interaktive Budgetierung erforderlich, um Innovation und Anpassung zu ermöglichen.
Die interaktive Nutzung von Budgets als
Unterstützungsinstrument für strategische Veränderungen fördert:
- Einbindung des Top-Managements – Führungskräfte sind aktiv involviert. Budgets werden nicht nur als Kontrollinstrument, sondern als strategisches Steuerungsinstrument benutzt.
- Förderung von Kommunikation und Austausch – Austausch zwischen verschiedenen Bereichen.
- Flexible Anpassung an strategische Veränderungen – Dynamische Anpassung der Budgets, d.h. Budgets werden nicht nur als fixe Pläne betrachtet.
- Interaktive Nutzung als Integrationsinstrument und Förderung von Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit.
Beide Ansätze haben
Vor- und
Nachteile, deswegen ist es wichtig die Hybride Budgetierung an die Dynamik je nach Veränderungsgrad der Umwelt anzupassen. Bei wenig Veränderung = mehr diagnostische Steuerung, und bei hoher Veränderung = mehr interaktive Nutzung. Daraus lässt sich folgern, dass bei geringem Wandel die klassische Budgetierung geeignet ist, da das Unternehmen stabil ist und somit eine effektive Kontrolle der strategischen Ausrichtung sowie der finanziellen Ziele ermöglicht wird.
Wenn bei geringem Wandel jedoch die interaktive Budgetierung genutzt wird, entsteht ein zu hoher
Aufwand für die Kommunikation, und es besteht
kein Mehrwert für das Unternehmen. Bei hohem Wandel sieht die Situation jedoch anders aus: Die klassische Budgetierung könnte die Veränderung blockieren, da die finanziellen Ziele und die Kontrolle zu starr für neue Strategien wären. Aus diesem Grund sollte bei hohem Wandel die interaktive Budgetierung genutzt werden. Die Anpassung an neue Strategien ist gegeben, und die Kommunikation sowie Flexibilität unterstützen schnelle Veränderungen.
Um hybride Planung erfolgreich umzusetzen, muss das Unternehmen das
Controlling neugestalten. Engstler schlägt vor, die Stärken der klassischen Steuerung (z. B. Budgetrahmen, finanzielle Kontrolle) mit den Vorteilen agiler Methoden (z. B. Flexibilität, Transparenz) zu kombinieren. Das klassische Controlling basiert auf einer detaillierten Gesamtplanung, die zu Beginn des Projektes aufgestellt wird. Es nutzt vordefinierte Kennzahlen und Soll-Ist- Vergleiche, um den Fortschritt zu messen.
Statt eines rein zahlengetriebenen Ansatzes soll jedoch eine
ergebnisorientierte Steuerung entwickelt werden. Durch agile Methoden wie Scrum können kurze, überprüfbare Iterationen (z. B. Sprints) anstelle langfristiger Planvorgaben ermöglicht werden. Zudem entsteht eine hohe Transparenz durch die kontinuierliche Abstimmung mit dem Auftraggeber. Ein hybrider Ansatz muss daher folgende Elemente enthalten: feste Budgetrahmen rollierende Forecasts, flexible Steuerung, Frontloading-Konzept und Output- orientierte Ziele.
Konzepte der Hybriden Budgetierung
Im Folgenden werden die Konzepte
Frontloading und
rollierende Forecasts näher betrachtet. Besonders in großen, dezentralen Unternehmen wie der REWE Group ist der Planungsprozess sehr komplex, da verschiedene Geschäftsbereiche, Abteilungen und regionale Einheiten involviert sind. Es werden Zielvorgaben (Target Settings) definiert und das Management legt zentrale Ergebnisgrößen und Steuerungskennzahlen fest. Zu Beginn wird ein klarer Rahmen gesetzt.
Das
Top- Management gibt frühzeitig klare Umsatz- und Kostenziele vor, auf deren Basis die Abteilungen Maßnahmen entwickeln, um diese Ziele zu erreichen, anstatt über die Zahlen selbst zu verhandeln. Im klassischen Bottom-up-Ansatz erstellen dezentrale Einheiten ihre eigene Planung ohne eine übergeordnete Zielvorgabe, was zu einer "
Knetphase" führt, in der die Unternehmenszentrale Kürzungen vornimmt und Puffer einbaut, um spätere Anpassungen auszugleichen. Dieser Ansatz führt zu ineffizienten und weniger realistischen Planwerten. Das Frontloading-Konzept hingegen sorgt durch klare Umsatz- und Kostenziele sowie schnellere, effizientere Planung für strategische Leitlinien.
Während Frontloading die strategische Planung durch klare Zielvorgaben strukturiert, sorgen rollierende Forecasts für eine kontinuierliche Anpassung an
neue Entwicklungen und
Rahmenbedingungen. Ein Forecast dient nicht nur als Planungsinstrument, sondern auch als Steuerungs- und Kontrollmechanismus, um frühzeitig auf Abweichungen zu reagieren. Er ist ein wichtiger Bestandteil eines hybriden Ansatzes, da er im Gegensatz zum Plan-Ist- Vergleich, der nur vergangene Abweichungen analysiert, eine vorausschauende Steuerung ermöglicht.
Der
Detaillierungsgrad wird so gering wie möglich gehalten, es gibt einen konstanten Zeithorizont (unabhängig vom Geschäftsjahr), und es werden nur wesentliche finanzielle und nicht-finanzielle Kennzahlen betrachtet. Durch die regelmäßige Anpassung können negative Entwicklungen frühzeitig erkannt werden.
Im Fall von Zalando ist es notwendig, diese Methode zu nutzen, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und gezielt Maßnahmen einzuleiten. Um die strategische Ausrichtung nicht wie bei moderneren Budgetierungsmethoden zu gefährden, wird ein Management-Forecast durchgeführt. Dieser gibt dem Vorstand eine erste Einschätzung zur
Geschäftsjahresentwicklung und dient als entscheidende Grundlage für das
Target Setting und das folgende Planungsjahr.
Der
Management Forecast beinhaltet:
- Technischer Forecast - welches die Planwerte der vergangenen Monate durch Ist-Werte ersetzt (Statistischer Forecast).
- Interviewbasierte Diskussion – Es werden Gespräche zwischen den Key Accounts und der Geschäftsfeldleitung geführt, um Effekte zu identifizieren, die sowohl strategisch als auch finanziell von Bedeutung sind. Dabei liegt der Fokus auf 2-3 zentralen Steuerungsgrößen, die eine effektive Diskussion ermöglichen.
- Ziellücken und Maßnahmenableitung – Relevante Abweichungen vom Budget werden analysiert, und konkrete Maßnahmen zur Schließung der Ziellücke werden entwickelt.
Der Management Forecast spielt eine entscheidende Rolle, da es als Brücke zwischen dem Forecast und der strategischen Planung dient. Alle Informationen aus dem Forecast fließen direkt in das Target Setting und das Frontloading ein. Durch die Verwendung von Forecasts wird eine
agile Unternehmenssteuerung ermöglicht, wobei das Management Forecast als wichtiges strategisches Steuerungsinstrument fungiert.
Kurtz und Sauer unterteilen den hybriden Ansatz in
zwei Formen: Einerseits die klassische Planung mit agiler Umsetzung und andererseits agile Projekte mit klassischen Elementen. In beiden Fällen geht es darum, die klassischen und agilen Ansätze der Budgetierung effizient zu kombinieren.
Praxisbeispiele zum hybriden Budgetierungsansatz
Eine erfolgreiche Implementierung einer hybriden Planungsmethode erfordert nicht nur eine methodische Anpassung, sondern auch ein umfassendes
Change-Management. Sie verdeutlicht, dass es sich um einen
mehrstufigen Prozess handelt, bei dem von einer detaillierten, prognosebasierten Planung hin zu einer strategisch aggregierten Steuerung übergegangen wird. Die Akzeptanz dieses Prozesses erfordert schrittweise Umsetzung und klare Vorgaben. Technologische Unterstützung hilft REWE dabei, die Planung zu automatisieren.
Durch den Hybriden Planungsansatz hat man tendenziell ähnliche Vorteile und Herausforderungen. Das Beispiel der
REWE Group verdeutlicht, dass ein hybrider Planungsansatz zu einer effizienteren und anpassungsfähigeren Steuerung führen kann. Für digitale Unternehmen wie Zalando wäre eine ähnliche Transformation möglich, um die Balance zwischen strategischer Planung und agiler Steuerung zu verbessern. Das wichtigste Merkmal ist es die richtige Kombination aus technologischer Unterstützung, Change-Management und einer gezielten Fokussierung auf die relevanten
Steuerungsgrößen zu ermöglichen.
Schlussfolgerung
Der hybride Ansatz bietet eine vielversprechende Möglichkeit zur Optimierung von Planungs- und Steuerungsprozessen in Unternehmen, indem er die Vorteile klassischer und agiler Methoden kombiniert. Die Analyse zeigt, dass der hybride Ansatz sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Der wichtigste
Vorteil des hybriden Ansatzes liegt in der Flexibilität, die er Unternehmen bieten kann. Die Kombination der langfristigen Stabilität der klassischen Methode mit der Anpassungsfähigkeit der agilen Methode ermöglicht es Unternehmen, schneller auf Veränderungen zu reagieren, ohne ihre strategische Ausrichtung zu gefährden. Insbesondere in dynamischen Märkten, wie beispielsweise im E-Commerce-Bereich, ist ein hybrider Ansatz notwendig, da er die Möglichkeit bietet, Planungsprozesse kontinuierlich anzupassen und aktuelle Markttrends besser zu berücksichtigen.
Die Verknüpfung klassischer und agiler Methoden führt zudem zu einer
effizienteren Ressourcennutzung, und durch den rollierenden Forecast werden die strategischen Ziele des Unternehmens nicht durch starre Budgetvorgaben beeinträchtigt.
Jedoch bringt der hybride Ansatz auch einige
Herausforderungen mit sich. Die größte Schwierigkeit für Unternehmen liegt in der Komplexität der Planung und Steuerung. Die Methoden dürfen nicht nur separat nebeneinander existieren, sondern müssen miteinander verzahnt werden. Dies führt zwar zu einem hohen Maß an Methodenkompetenz und erfordert eine enge Abstimmung zwischen den verschiedenen Abteilungen.
Der Fall von REWE zeigt jedoch, dass eine
klare Prozessstruktur sowie
systemische Unterstützung eine erfolgreiche Implementierung des hybriden Ansatzes ermöglichen können. Außerdem können Konflikte zwischen den unterschiedlichen Planungsphilosophien beider Methoden entstehen. Für Unternehmen besteht daher die Herausforderung darin, eine Balance zwischen der klassischen Methode (detaillierte Planung und Kontrolle) und der agilen Methode (iterative Anpassung und flexible Steuerung) zu finden, um die Stärken beider Ansätze zu nutzen, ohne dass sich ihre Schwächen gegenseitig verstärken.
Der hybride Ansatz erfordert eine
technologische Anpassung sowie eine Veränderung der Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Ein strukturiertes Change-Management spielt eine entscheidende Rolle, um die Anpassungen effektiv zu gewährleisten.
Abschließend lässt sich sagen, dass der hybride Ansatz eine
Brücke zwischen den
starren Vorgaben des traditionellen Verfahrens und der
Flexibilität des modernen Ansatzes schlägt. Beide Ansätze sind in ihren Elementen begrenzt und werden im hybriden Ansatz miteinander kombiniert, sodass ihre jeweiligen Stärken genutzt werden können.
Quellenverzeichnis
-
Abernethy, M. A./Brownell, P. (1999). The role of budgets in organizations facing strategic change: An exploratory study. Accounting, Organizations and Society, 24(3), p. 189-204.
- Buttkus, M., Neugebauer, A., & Kaland, A. (Hrsg.). (2016). Controlling im Handel: Innovative Ansätze und Praxisbeispiele (2. Aufl.).
- Engstler, M. et al. (Hrsg.). (2015). Projektmanagement und Vorgehensmodell 2015 – Hybride Projektstrukturen erfolgreich umsetzen, Gemeinsame Tagung der Fachgruppen Projektmanagement (WI-PM) und Vorgehensmodelle (WI-VM) im Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Gesellschaft für Informatik e.V. Elmshorn 2015, S. 1-202.
- Fleig, J. (o. J.). Wie Advanced Budgeting funktioniert – Beispiel. Business Wissen.
- Kurtz, K./Sauer, J. (2018). Auswirkungen des Einsatzes hybrider Methoden auf die Projektsteuerung, Mikusz, M. et al. (Hrsg.) Projektmanagement und Vorgehensmodelle, S. 73-83.
- Rieg, R. (2008). Planung und Budgetierung: Was wirklich funktioniert.
- Rickards, R. C. (2007). Budgetplanung kompakt.
letzte Änderung P.D.M.B.
am 16.09.2025
Autor:
Prof. Dr. Marco Boehle
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Autor:in
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Herr Prof. Dr. Marco Boehle
Herr Marco Boehle ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insb. Rechnungswesen und Controlling. Er lehrt an der Fachhochschule Dortmund sowie forscht und berät Unternehmen zu den Themen proaktives, dynamisches Kostenmanagement, Digitales Controlling und zu modernen Vertriebsmethoden. Neben seiner Berufszeit in der Steuerberatung war er mehrere Jahre als Berater und Projektleiter bei der DATEV eG für die Zielgruppe der Mittelständler und des Public Sectors tätig. Deine Dissertation behandelt das Thema Wirkungsorientierung zur strategischen Steuerung öffentlicher Einrichtungen.
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