In der Betriebswirtschaft versteht man unter einem Rating die
Bonitätseinstufung eines
Unternehmens oder eines Landes. Mit der
Bonität bzw. dem Rating wird ausgedrückt, wie
kreditwürdig ein
Unternehmen oder ein Land ist. Je besser das Rating, desto kreditwürdiger, d.h., je höher die Wahrscheinlichkeit aus Sicht der Bank, dass gewährte Kredite ohne Probleme zurückgezahlt werden. Und desto besser sind die Konditionen, sprich die Zinsen, die für einen Kredit gezahlt werden müssen.
Von einem Rating hängt aber nicht "nur" die
Kreditwürdigkeit eines Unternehmens ab. Auch andere Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten, informieren sich im Vorfeld einer
Geschäftsanbahnung häufig über die Bonitätseinstufung eines Unternehmens. Denn sie wollen etwa wissen, wie zuverlässig ein Kunde seine Rechnungen voraussichtlich begleichen kann und wird. Lieferanten bestehen bei schlechtem Rating u.U. auf Vorkasse oder zumindest hohen Abschlagszahlungen. Oder Geschäftsbeziehungen kommen schlicht nicht zustande, wenn potenzielle Kunden zu der Ansicht gelangen, dass die
Risiken zu hoch sind.
Um die Kreditwürdigkeit realistisch einschätzen zu können, analysieren Banken und Auskunfteien zahlreiche Unterlagen, etwa
Jahresabschlüsse,
Planungen oder Branchenentwicklungen. Der
Ratingprozess ist zumindest grundsätzlich
standardisiert; es gibt aber von Institut zu Institut geringfügige Unterschiede. Im Beitrag geht es um Unternehmens- nicht um Länderratings.
1. Was ist ein Rating und wann wird es durchgeführt?
Mit einem Rating, einer Bonitätsbewertung, wird die
Leistungsfähigkeit und die
wirtschaftliche Lage von Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern beurteilt. Ein Rating hat erheblichen Einfluss z.B. auf die Kreditkonditionen (Zinsen) oder darauf, ob es gelingt, neue Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten zu gewinnen.
Ein
schlechtes Rating verringert die Chancen, an einen günstigen Kredit zu gelangen oder ihn überhaupt zu bekommen. Außerdem kann es dazu führen, dass es schwieriger wird, neue Geschäftspartner zu gewinnen. Hintergrund ist, dass viele Unternehmen, bevor sie mit einem neuen Geschäftspartner zusammenarbeiten, bei einer Bank oder Auskunftei die Bonität des Unternehmens erfragen.
Bei einem
guten Rating stehen die Aussichten gut, neue Kunden zu akquirieren oder Lieferanten gewinnen zu können. Bei einem schlechten Rating sind die Erfolgsaussichten oft mäßig. Das Problem für betroffene Unternehmen ist, dass sie selbst in der Regel nicht erfahren, ob und wer das Rating abfragt und wie er sich auf Basis der erhaltenen Informationen letztendlich entscheidet. Daher sollte jeder Unternehmer ein ausgeprägtes Interesse haben, eine gute Bonitätseinstufung zu bekommen.
Jeder Unternehmer sollte mindestens einmal pro Jahr prüfen, wie wichtige
Auskunfteien den
Betrieb einstufen, um das Rating ggf. zu verbessern.
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Internes und externes Rating
Grundsätzlich wird zudem zwischen einem
internem und einem
externen Rating unterschieden. Von einem internen Rating spricht man, wenn die Bank eine Bonitätsprüfung durchführt, oft im Zusammenhang mit einem Kreditantrag. Von einem externen Rating spricht man, wenn z.B. eine Rating-Agentur die Bewertung vornimmt. Externe Ratings werden u.a. erstellt, um Investoren oder Aktionäre über das Leistungsvermögen eines Unternehmens zu informieren. Im weiteren Verlauf wird auf interne Ratings eingegangen, da diese gerade für mittelständische Unternehmen wichtiger sind und regelmäßig vorkommen.
Bonitätseinstufung erfolgt mit harten und weichen Faktoren
Das Rating setzt sich aus
"harten" Größen, wie Jahresabschlüssen (bei Selbstständigen / Freiberuflern: Einnahmen-Überschuss-Rechnung), privaten Steuererklärungen und Finanzkennzahlen und
"weichen" Faktoren, etwa Managementqualität und Branchenzugehörigkeit zusammen (s. auch Abb. 2). Der Übergang von quantitativen zu qualitativen Faktoren ist aber oft fließend, und kann von Banken unterschiedlich gehandhabt werden.
Bei internen Ratings gibt es oft weitere Faktoren, die für die Bonitätseinstufung relevant sind. Beispielsweise wird geprüft, ob es
Warnsignale gegeben hat, die zu einer
schlechteren Einstufung führen. Aus Sicht der Banken gehören z.B. ungeplante Überziehungen oder zurückgegebene Lastschriften zu den Warnsignalen, da diese den normalen Geschäftsbetrieb stören und auch darauf hindeuten, dass ein Betrieb seine Finanzlage nicht oder nur bedingt im Griff hat. Dann wird davon ausgegangen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig zu Problemen kommen wird. Entsprechend restriktiv verhalten sich die Institute bei der Kreditvergabe oder -verlängerung.
Alle Faktoren werden von Banken, Auskunfteien oder Rating-Agenturen geprüft und bewertet und am Ende erhält man eine "Note", die Bonitätseinstufung oder
Rating-Klasse. Mit der Note wird ausgedrückt, wie hoch die
Ausfallwahrscheinlichkeit ist. Je höher die Stufe, desto besser ist die Ratingnote und umgekehrt. Eine Ausfallwahrscheinlichkeit von z. B. 2 % bedeutet, dass von 100 Unternehmen, die in diese Klasse eingeordnet werden, innerhalb eines Jahres im Schnitt zwei Betriebe ausfallen werden.
Es gibt
keine einheitliche Bewertung, und die Noten werden z.B. mit Punkten, Buchstaben, Klassen oder Symbolen ausgedrückt. Bei den Sparkassen beispielsweise gibt es 18 Klassen; die Creditreform arbeitet mit Punkten von 100 (Top-Wert) bis 600 (schlechtester Wert) und bei der Schufa erfolgt die Bewertung in Prozenten (100 % ist der beste, 1 % der schlechteste Wert). Die harten Faktoren fließen meist mit einem etwas höheren Gewicht in die Note ein als die weichen Faktoren.
2. Grundlegender Ablauf eines internen Ratings
Zwar beobachten Banken unabhängig von einem Kreditantrag genau, wie sich Kontoführung und Zahlungsverhalten von Kunden entwickelt. Gibt es hier keine Warnsignale oder
K.-o.-Kriterien, wie z.B. Kontopfändungen oder negative Einträge über den Unternehmer bei Auskunfteien, können Unternehmer oft ohne umfassende Prüfungen kleinere Kredite erhalten. Meist liegt die Grenze bei 100.000 Euro bis 150.000 Euro bzw. maximal 25% vom Umsatz oder dem Zweifachen der
Personalkosten.
Ein umfassendes internes Rating wird dagegen vorgenommen, wenn Kunden einen Kredit von ihrer Bank wünschen, der oberhalb der genannten Grenzen liegt oder wenn zu erwarten steht, dass es möglicherweise zu Problemen kommt, etwa weil der Kunde früher schon mal säumig gewesen ist. Abbildung 1 zeigt, wie ein Rating im Kern abläuft; es gibt aber kleinere Unterschiede von Bank zu Bank. Die
Dauer eines internen Ratings beträgt meist
4 bis 6 Wochen, in Einzelfällen kann es länger dauern.
Der
erste Schritt ist die Frage nach einem Kredit bzw. das
Stellen
eines
Kreditantrags. Darauf folgen meist zwei oder mehrere Gespräche, bei denen man aus unternehmerischer Sicht zunächst klären sollte, wie der Ablauf beim gewählten Institut genau ist und welche Unterlagen man in welcher Form vorlegen sollte und wie der zeitliche Ablauf geregelt werden soll. Hat man mit der Bank bereits einen Ratingprozess durchlaufen, sollte nach evtl. Änderungen gefragt werden.
Im Anschluss müssen die verlangten Unterlagen erstellt und eingereicht werden. Abb. 2 zeigt, welche Unterlagen das sein können.
Wichtig: Nicht immer werden alle Unterlagen verlangt, man sollte sie aber zumindest bereithalten oder kurzfristig erstellen können, wenn die Bank nachfragt. Je besser die Bank ein Unternehmen kennt und je mehr der Unternehmer die Bank über wichtige Dinge von sich aus informiert, desto eher kann man auf die Bereitstellung von Dokumenten verzichten. In jedem Fall sollte es zusätzlich noch eine Vorhabenbeschreibung mit Berechnungen geben, etwas eine Investitionsrechnung.
Hat die Bank
zusätzlichen Informationsbedarf, kann es vorkommen, dass sie sich das Unternehmen persönlich ansieht und weitere Gespräche im Betrieb führt, z.B. mit Führungskräften oder der
Buchhaltung. Betriebsbesichtigungen sind nicht obligatorisch, aber möglich. Unternehmer sollten auch das im Vorfeld klären und sich vorbereiten, um den Betrieb positiv darzustellen. Die Buchhaltung sollte aktuell, die Geschäftsräume aufgeräumt und man sollte in der Lage sein, Abläufe, Produkte oder Ausstattung kurz und verständlich zu erklären.
Im Anschluss folgen die eigentlichen Prüfungen durch die Bank, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das heißt, es werden z.B. Jahresabschlüsse, Kontoverhalten, Planungen, Organisation usw. analysiert und bewertet.
Grundlegender Rating Ablauf
Ausgangspunkt: Kreditantrag
1. Allgemein / Vorbereitung
- Kredit-/Vor-)Gespräche
- Einreichung der Unterlagen durch das Unternehmen
- Zusammenstellung externer Unterlagen
- Betriebsbesichtigung (optional), zusätzliche Interviews
2. Quantitative Prüfung
3. Qualitative Prüfungen
- Management-Analyse
- Analyse Unternehmensorganisation
- Analyse Unternehmensentwicklung
- Analyse Markt- und Wettbewerb
4. Erstellung Rating
- Dateinanreicherung, Kontoanalyse, Warnhinweise, K.o. Kriterien
- Erstellung Rating Note und Diskussion Rating-Urteil
- Bewertung aller Unterlagen, Kriterien und Sicherheiten
- Konditionsverhandlung /-gestaltung und kreditvertrag
Abb. 1
Auch
externe Daten fließen ein, etwa, wie sich Wettbewerber
und Branche
relativ zum potenziellen Kreditnehmer entwickeln. Meist haben die Ergebnisse der quantitativen Prüfungen ein Gewicht von 60%, die qualitativen Ergebnisse ein Gewicht von 40%. Auch hier kann es Unterschiede je nach Institut geben.
Unterlagen für einen Kreditantrag
Bezeichnung /
Beschreibung
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Inhalte / Ergänzungen
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Zeitraum
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Vorhanden
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Zeitansatz für Erstellung
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Jahresabschluss-
unterlagen
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ja
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Nein
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Bis...
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Jahresabschlüsse
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Bilanz, G+V, Anhang, Lagebericht
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2-3 Vorjahre
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obligatorisch
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Erläuterungen zum Jahresabschluss
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Bilanz, Bericht zum Geschäftsverkauf, Ausblick auf Folgejahre
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obligatorisch
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Betriebswirtschaftliche Auswertungen
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aktuell sowie
2-3 Vorjahre
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obligatorisch
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Kennzahlen
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Auswahl wichtiger Finanzkennzahlen, z.B. EBIT-Rendite, Gesamtkapitalrendite, Liquitätsgrade, Schuldentilgungsdauer, Cashflow, Eigenkapitalquote
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2-3 Vorjahre
und Ausblick
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obligatorisch
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Forderungsaufstellung
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ggf. untergliedert nach Kunden (abhängig von Einzelforderung)
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min. akt. Jahr
ggf. Vorjahre
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sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
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Verindlichkeitenaufstellung
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ggf. untergliedert nach Fristigkeiten und Gläubigern
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min. akt. Jahr
ggf. Vorjahre
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obligatorisch
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Vorratsvermögen
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ggf. untergliedert nach Produkten und Altersstruktur, auftragsgebundene Vorräte
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aktuell
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obligatorisch
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Summen- und Saldenliste
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obligatorisch
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Debitoren und Kreditoren
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Aufgliederung u.a. in Forderungen aus L+L und sonstige Forderungen, Altersstruktur, Wertberichtigung, Factoring, Beziehung zu verbundenen Unternehmen, Währungs- und Exportrisiken
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aktuell
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sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
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Aufstellung wesentlicher Geschäftsvorfälle
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vor allem außerordentlich und aperiodisch, z.B. Sondereinflüsse von Großkunden, Subventionen, Restrukturierung
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aktuell
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obligatorisch
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Sicherheiten und Garantien
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Bürgschaften, Grundstücke, Gebäude, Wertpapiere, Anlagegüter, Achtung: Im Vorfeld auf Veränderungen überprüfen und Sicherheiten zurückhalten!
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aktuell
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sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
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Planungsunterlagen
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Operative Planung
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Umsätze, Kosten, Gewinn, Kapazität, Personal, Liquidität, Cash-Flow, mit Mengengerüsten, auf Monatsbasis, ab Jahr 2 Quartale, Planbilanz, Plan-G+V
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mind. 2 Jahre
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obligatorisch
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Invesitionsplanung
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Untergliedert nach Art der Vorhaben, bei größeren Projekten mit Investitionsrechnung
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min. 2-3 Jahre Folgejahre
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obligatorisch
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Strategische Planung
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langfristige Ziele und Strategien
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ca. 5 Jahre
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sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
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Unternehmensbeschreibung
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Unternehmenszweck, Produkte, Märkte, Kunden, Wettbewerb, Besonderheiten
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oft fakultativ, max. 4-8 Wochen
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Soll-ist-Vergleiche Zur Analyse der Planungs-
qualität
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soweit früher Planung erstellt wurden
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für Planungs-zeiträume
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obligatorisch
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Angaben zur Innovationsfähigkeit, ggf. Übersicht Patente, Lizenzen
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vor allem in innovativen Branchen mit kurzen Produktlebenszyklen
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aktuell
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sollte vorliegen, < 1 Woche
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Risikobeschreibungen mit Lösungsansätzen
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Spezifische Unternehmensrisiken, z.B. Währung, Abhängigkeiten, Umwelt, Haftung, Konjunktur, Notfallordner für den Fall, dass der Unternehmer ausfällt
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meist obligatorisch
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Bericht zur Branche und Ausblick auf Folgejahre (soweit nicht JA)
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Wachstumsraten, Konjunkturaussichten, Brenchmark, Plausibilitätsabgleich
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aktuell
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meist obligatorisch
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Weitere Unterlagen
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Personal (Geschäftsführer, Inhaber, Führungskräfte, wichtige Mitarbeiter)
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Lebensläufe, Zeugnisse, Qualifikationsnachweise, belegbare Erfolge (Produkteinführungen, Gewinnsteigerungen), Verträge, Betriebsvereinbarungen, Anteile, offene Verfahren, Fluktuation
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aktuell
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sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Organisation und Rechnungswesen
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Organigramm, ggf. mit Tochtergesellschaften und verbundenen Unternehmen, Beschreibung organisation Rechnungswesen und Controlling, Buchführungs- und EDV-Systeme, Konten-/ Kostenstellenplan, Kalkulation/Nachkalkulation, Bilanzierungsvorschriften
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|
|
|
sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Auftragslage
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Auftragseingänge, Auftragsbestand, ggf. auch rückblickend für 2-3 Jahre
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sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Beteiligungsübersicht
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ggf. mit Handelsregisterauszügen für Tochter/Niederlassungen
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muss vorliegen
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Eigentums-/ Besitzverhältnisse
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Gesellschaftlerstruktur, Anteile, soweit nicht Personal, inkl. besondere Regelungen, z.B. Stimm- oder Vorverkaufsrechte
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muss vorliegen
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Private Steuerbescheide der letzten 2-3 Jahre
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ggf. Entwicklung Privatvermögen, Schulden, Eigentumsverhältnissen
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max. 1 Woche
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Produkte
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Produktportfolio, Altersstruktur, Produktionsverfahren, F+E
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sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Versicherungen
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Geschäftlich und privat, z.B. Haftplicht, D&O, Geschäftsbegäude, Rechtsschutz, Betriebsinhalte Betriebsunterbrechung, Lebensversicherungen
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sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Verträge
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Soweit vorhanden mindestens: Gesellschafter-, Beherrschungs-, Berater-, Gewinnabführungsvertrag, Verträge mit wichtigen Kunden, Lieferanten, Kooperationspartnern, Miete, Pacht, Lizenzen, Betriebsvereinbarungen, Darlehen, Forderungsverzicht
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|
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sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern
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Grundbuchauszüge ggf. Wertgutachten
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Alle Firmengrundstücke, ggf. bei Bank Notwendigkeit erfragen
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2-4 Wochen
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Ggf. Unterlagen zu Zertifizierung, Qualitätsmanagement
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Falls vorhanden, verbessert das oft das Rating. Wichtig für kleinere Betriebe: Solle Großkunden / -lieferanten als Partner gewonnen werden, ist Zertifizierung oft Pflicht.
|
aktuell
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2-3 Monate, individuell
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Abb. 2 Auswahl von Unterlagen, die zum bankinternen Rating benötigt werden (Bitte klicken für Ansicht aus der Excel-Datei)
Praxis-Tipp: Statt mehrerer Einzelplanungen (strategische und operative Planung) kann auch ein vollständiger Businessplan vorgelegt werden, der alle verlangten Elemente inkl. Wettbewerbsumfeld und einer umfassenden Risikoanalyse enthält.
Kennzahlenauswahl im Rating-Prozess
Bei einem Rating werden mindestens die folgenden
Kennzahlen durch die Bank ausgewertet. Die Übersicht enthält Bezeichnungen, Formelvorschläge und – soweit möglich – Orientierungswerte für günstige Ausprägungen. Beides sollte beim Institut erfragt werden.
Kennzahl
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Formelvorschlag
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Orientierungswerte
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Eigene Werte
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Umsatzrendite
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Gewinn * 100 / Nettoumsatz
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Mindestens Branchenwert oder besser
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EBIT-Rendite
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Ergebnis vor Steuern und Zinsen * 100 / Nettoumsatz
|
Mindestens Branchenwert oder besser
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Cashflow-Rendite
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Cashflow * 100 / Nettoumsatz
|
Mindestens Branchenwert oder besser
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Cashflow im engeren Sinn
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Gewinn + Abschreibungen +/- Veränderung langfristige Rückstellungen
|
Mindestens Branchenwert oder besser
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Gesamtkapital-Rendite
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(Gewinn + Zinsen) * 100 / Gesamtkapital
|
Mindestens 8 bis 10 %
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Liquiditätsgrad II
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(Liquide Mittel + Forderungen) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten
|
120 bis 150 %
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Liquiditätsgrad III
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Umlaufvermögen * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten
|
150 bis 200 %
|
|
Schuldentilgungsdauer
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(Fremdkapital – liquide Mittel) / Cashflow
|
3 Jahre top, 5 gut, 10 ausreichend
|
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Eigenkapitalquote
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Eigenkapital * 100 / Gesamtkapital;
|
Möglichst > 20 bis 25 %
|
|
Debitorenlaufzeit
|
Forderungen * 360 / Nettoumsatz
|
Nah am Standard-Zahlungsziel, z.B. 30 Tage
|
|
Kreditorenlaufzeit
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Verbindlichkeiten Lieferungen / Leistungen * 360 /
|
Mögl. größer als Standard-Zahlungsziel
|
|
Kapitalumschlag
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Nettoumsatz / Gesamtkapital
|
>1
|
|
Abb. 3
Häufig werden weitere Kenngrößen analysiert, etwa
Return-on-Investment (RoI),
Deckungsgrade oder Zinsdeckung.
In die Analysen fließen auch Erkenntnisse der Bank über den beantragenden Betrieb ein (Datenanreicherung), etwa
Informationen von Auskunfteien, aus der Presse, Erfahrungen aus der bisherigen Geschäftsverbindung oder Resultate bankeigener Studien.
Ergebnis hinterfragen und Verbesserungshinweise der Bank umsetzen
Wenn alle Unterlagen ausgewertet sind, vergibt die Bank die
Rating Note. Unternehmen sollten das Urteil nicht einfach zur Kenntnis nehmen, sondern kritisch hinterfragen, wie es zustande gekommen ist und was man tun kann, um es künftig zu verbessern. Aus den Hinweisen der Bank lassen sich Schwachstellen erkennen und man erhält so wichtige Anregungen dazu, was aus Bankensicht getan werden kann, um die Bonität zu verbessern. Welche Maßnahmen das genau sind, hängt von der Einschätzung im Einzelfall ab.
Der
letzte Schritt im Prozess umfasst die
Konditionenverhandlung und die Vertragsgestaltung. Gerade wenn Ergebnisse auf der Grenze zwischen zwei Ausfallwahrscheinlichkeiten liegen, ist es oft möglich, sich mit der Bank auf günstigere Zinsen zu verständigen, zumal, wenn man zusätzlich noch gute Sicherheiten anbieten kann.
Bedeutung von Financial Covenants kennen und beachten
Unter Financial Covenants werden
Vertragsbestandteile oder
zusätzliche Vereinbarungen verstanden, die während der Laufzeit von Krediten eingehalten werden müssen, um von den vereinbarten Konditionen profitieren zu können. Beispielsweise sind die Konditionen über die Laufzeit nur bindend, wenn es dem Unternehmen gelingt, bei ausgewählten Kennzahlen vereinbarte Ausprägungen einzuhalten.
Beispiel: Ein Kredit zu einem Zinssatz von z.B. 3 % nur gewährt, wenn die Eigenkapitalquote mindestens 25 %, die Gesamtkapitalrendite mindestens 9 % oder die Schuldentilgungsdauer maximal 6 Jahre beträgt, muss man als Unternehmen darauf achten, dass die Werte nicht unterschritten werden.
Die
Einhaltung der
Ausprägungen wird seitens der Bank regelmäßig kontrolliert und die Financial Covenants haben für ein Institut zudem eine wichtige Frühwarnfunktion. Verschlechtern sich die Ausprägungen längerfristig, kann das je nach Vertrag dazu führen, dass sich die Zinsen erhöhen, eine Nach-Besicherung verlangt oder im Extremfall der bestehende Vertrag gekündigt wird. Es gibt auch Fälle, in denen die Bank Eigentümer dazu verpflichtet, bei Verstößen frisches Eigenkapital zuzuschießen. Auf diesen Punkt sollten potenzielle Kreditnehmer unbedingt achten und mit der Bank über die Handhabung sprechen, damit es während der Laufzeit nicht zu bösen Überraschungen kommt.
Praxis-Tipp: Sicherheiten spielen bei jedem Kreditantrag eine wichtige Rolle. Mit guten Sicherheiten ist es möglich, trotz einem eher mäßigen Rating doch noch einen Kredit zu günstigen Konditionen zu erhalten. Verlassen sollte man sich darauf aber nicht.
Beispiele für Sicherheiten: Grund und Boden, Lebensversicherungen, Wertpapiere, Investitionsgüter oder Bürgschaften. Allerdings fließen die Sicherheiten meist nicht mit dem aktuellen Wert in eine Beurteilung ein, sondern es gibt so genannte Beleihungsgrenzen. Bei Grund und Boden liegt sie etwa zwischen 60 bis 80 % des Verkehrswertes, bei Lebensversicherungen bei zu 100 % des Rückkaufwertes minus Steuern.
Wertpapiere werden meist nur mit rund 50 bis 60 % vom Kurswert akzeptiert.
Bürgschaften werden in der Regel 100 % des Betrags angenommen. Auch hier gilt es, bei der Bank konkret nach deren Beleihungsgrenzen zu fragen und diese ggf. (noch oben) zu verhandeln (ggf. Verweis auf meinen Artikel zu Sicherheiten?)
3. Fazit und Ausblick
Jedes Unternehmen, das einen Kredit benötigt oder einen bestehenden Kredit verlängern will, wird von der Bank einer Prüfung und Bewertung der Zahlungs- und Leistungsfähigkeit unterzogen. Der Vorgang wird als Rating bezeichnet. Die Bank prüft anhand von Unterlagen wie Jahresabschlüsse, Planungen und Kennzahlen, wie leistungsfähig ein Unternehmen heute ist und voraussichtlich in Zukunft sein wird. Das
Ergebnis eines Ratings ist eine "
Note", mit der ausgedrückt wird, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Unternehmen den gewährten Kredit zurückzahlt. Je besser die Note, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man ein
Darlehen mit günstigen Zinsen erhält und umgekehrt.
Unternehmer sollten wissen, dass auch große Kunden oder andere Geschäftspartner häufig prüfen, wie leistungsfähig das Unternehmen ist, mit dem sie zusammenarbeiten wollen. Daher unterziehen auch sie den potenziellen Partner einer Prüfung und holen sich Daten von der Bank oder einer Auskunftei ein. Jedes Unternehmen sollte daher ein ausgeprägtes Interesse daran haben, eine
gute Rating-Note zu
erzielen bzw. sie zu verbessern.
letzte Änderung J.E.
am 24.01.2023
Autor:
Jörgen Erichsen
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Falko Matte
|
Autor:in
|
Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
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25.10.2011 08:05:55 - Birgitt Brodoehl
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