Stichwort: Profit-Center Konzept
Das Profit-Center Konzept gibt es auf dem
externen Markt z. B als Profitcenter "Vertrieb Ost-Deutschland", oder auch im
innerbetrieblichen Bereich z. B. Profit-Center Logistik. Der Grundgedanke ist, dass eine große Einheit in eigenverantwortliche Betriebseinheiten in einem Unternehmen aufgeteilt wird. Ein Profit-Center ermöglicht eine vollständige
Kosten- und Leistungsrechnung unter Aufnahme
interner Verrechnungspreise im Güter-und Leistungsverkehr mit anderen Abteilungen.
1. Profit-Center Konzeption
In der täglichen
Praxis hat sich die Profit-Center-Konzeption
durchgesetzt. So wird es für
- Erfolgsermittlung,
- Erfolgsanalyse und -kontrolle und
- für die Abklärung über offene Fragen der einzelnen Betriebsteile
verwendet. Die
Tätigkeiten in den einzelnen Profi-Centern erfolgen wie bei einem selbständigen Unternehmer unter einem Dach. Es wird nur keine gesellschaftsrechtliche Trennung vorgenommen.
Info
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Das Profit-Center übernimmt eine unternehmerische Verantwortung. Zu den wesentlichen Zielen des Profit-Centers können gehören:
- Sinnvolle Effizienzsteigerung -Verwirklichung einer höheren Flexibilität -Darstellung einer höheren Kostentransarenz
- Erfüllung von noch besseren marktgerechten Leistungen
- Ergebnisverwirklichung von rationellen Make-or-buy-Entscheidungen
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2. Profit-Center-Leitung
Die einzelnen Profit-Center-Leiter besitzen eine
Ergebnisverantwortung für
Gewinne, Kosten und Erträge und der
Rentabilität. Zusätzlich erkennt und bestimmt er die weitere Vorgehensweise über die Ziel-Maßnahmen-und
Budgetplanung in seinem übertragenen Profit-Center. Dazu kann zählen:
- Aufnahme und Realisierung sämtlicher vorgelegten Standard-und Sonderberichte
- Erfüllung sämtlicher Gegensteuerungsmaßnahmen im Rahmen seiner Entscheidungsbefugnis
Vom
internen und externen Rechnungswesen werden sämtliche gewünschte aktuelle und richtige Daten über Umsatzerlös und variablen Kosten und weitere unverzichtbare Detailinfos zugegespielt, damit eine aussagefähige
mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung erstellt werden kann.
3. Einfache Darstellung einer Profit-Center-Umsetzung
Benedikt GmbH
Getränkegroßhandel
50080 Köln
3.1 Gesamtunternehmen ohne Profit-Center
Umsatzerlöse
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150.000 €
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- Kosten
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80.000 €
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= Betriebsergebnis
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70.000 €
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3.2 Gesamtunternehmen mit Profit-Center
Profit-Center 1
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Alkoholfreie Getränke
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Umsatzerlöse
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55.000 €
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-Kosten
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27.000 €
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= Ergebnis
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28.000 €
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Profit-Center 2
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Alkoholische Getränke
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Umsatzerlöse
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65.000 €
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- Kosten
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30.000 €
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= Ergebnis
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35.000 €
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Profit-Center 3
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Verleih Aufbauten/
Zelte etc
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Umsatzerlöse
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25.000 €
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- Kosten
|
15.000 €
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|
= Ergebnis
|
10.000 €
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Profit-Center 4
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Sonstiges
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Umsatzerlöse
|
5.000 €
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- Kosten
|
8.000 €
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= Ergebnis
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- 3.000 €
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Zusammenfassung
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Profit-Center 1
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28.000 €
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Profit-Center 2
|
35.000 €
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Profit-Center 3
|
10.000 €
|
Profit-Center 4
|
- 3.000 €
|
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= Gesamtergebnis
|
70.000 €
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Die Ergebnisse, ob Gewinn oder Verlust in den einzelnen Profit-Center sind für weitere Entscheidungen rasch erkennbar
Info
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Die Profit-Center sind nicht rechtlich selbständig, wie z.B. eine juristische Person als GmbH. Es erfolgt eine Abgrenzung rechentechnisch und nach den Verantwortungsbereichen. Das Profit-Center ist ein Unternehmen im Unternehmen.
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4. Profit-Center-Organisation
Ein Profit Center ist ein Bereich einer Unternehmung, dessen Aufgaben nach dem
Objektprinzip gegliedert und
ergebnisorientiert sind. Die Gliederung kann nach Produktlinien, Gebieten, Kundengruppen und Vertriebswegen erfolgen.
Profit-Center-Organisation
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Vorteile
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Nachteile
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Zeigt in sich einen praxisorientierten und schnelleren Entscheidungsprozess
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In der Praxis ist eine exakte Erfolgsermittlung und Zuordnung der eingerichteten Profit-Center überwiegend sehr schwierig, weil eine starke Abhängigkeit und Leistungsverflechtung in den Abteilungen festzustellen ist.
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Es liegt durch die Übertragung vieler Entscheidungen an die Verantwortungsleiter der einzelnen Profit-Centers eine spürbare Arbeitsentlastung bei der Unternehmensleitung vor.
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Eine Beurteilung nach dem Erlös/Umsatz kann anzeigen, dass die gegebenen innerbetrieblichen Leistungen der einzelnen Abteilungen neu aufgenommen werden.
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In der Praxis werden die Profit-Center Leiter nach ihren praktischen und theoretischen Kenntnissen als potentielle Führungskräfte im Unternehmen beurteilt.
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Es zeigt sich eine hohe Motivation und Anreize für den einzelnen , weil eine unmittelbare Beteiligung am Entscheidungsprozess für die Sparten gegeben ist.
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5. Profit-Center-Rechnung
In der
Praxis wird das Ergebnis eines Profit-Centers vielfach unter den
Deckungsbeitrags-Gesichtspunkten beurteilt. Eine Profit-Center-Rechnung mit einem aussagefähigen Ergebnis könnte wie folgt aussehen:
Profit-Center-Ergebnis
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Bezeichnung
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Plandaten in Euro
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Ist-Daten in Euro
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Abweichung in Euro
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Erlöse
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-/+ Bestandsveränderungen
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= Bruttoleistung
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- Erlösminderungen
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= Nettoleistung
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- Variable Materialkosten
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= Deckungsbeitrag I
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- Übrige variable Kosten
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= Deckungsbeitrag II
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- Überwiegende Fixkosten
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= Deckungsbeitrag III
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- Kalkulatorische Kosten
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= Deckungsbeitrag IV
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Über/Unterdeckung
-Schlüsselgemeinkosten
= Gewinn/Verlust
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Hinweis:
Die Aufstellung einer
mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung mit einem
Soll-Ist-Vergleich ist sehr sinnvoll und für die praktische Tätigkeiten empfehlenswert. Der Soll-Ist-Vergleich gehört zur Gruppe der wirtschaftlichen Steuerungsgröße.
Die
kumulierten Daten (vielfach in einer monatlichen Fortschreibung) sind auf das Geschäftsjahr fortzuschreiben. Eine ausführliche Profit-Ergebnisrechnung kann fünf Deckungsbeitragsstufen ausweisen. Im Rahmen von Preisverhandlungen und der Wirtschaftlichkeit sind die einzelnen Eckdaten im Bereich der Deckungsbeitragsrechnung unverzichtbare Informationshilfen.
Aufgaben
Die Mentho GmbH, ansässig in Saarbrücken, stellte zwei verschiedene Schreibtische mit den entsprechenden Schränken her. Der Produktionsbereich mit Vertrieb übernahmen die Profit-Center I und II.
Profit-Center I: Schreibtische, Herstellung Rohstoffe ASSA und BESSA
Profit-Center II: Schränke, Herstellung CESSA und DESSA
In den vorgelegten Unterlagen ist festgestellt worden:
Fixkosten in der Produktion
ASSA
|
18.000 €
|
BESSA
|
65.000 €
|
CESSA
|
70.000 €
|
DESSA
|
60.000 €
|
Fixkosten im Vertrieb
ASSA
|
7.000 €
|
BESSA
|
17.000 €
|
CESSA
|
20.000 €
|
DESSA
|
14.000 €
|
In den einzelnen Profit-Center I entstanden 35.000 € und im Profit-Center II 42.000 € Fixkosten, dagegen im Unternehmen 38.000 €. Im Erlösbereich sind für die vier Produkte ASSA bis DESSA die folgenden Daten ermittelt worden:
ASSA
|
520 Stück
|
zu 158.000 €
|
BESSA
|
1.100 Stück
|
zu 545.000 €
|
CESSA
|
3.600 Stück
|
zu 330.000 €
|
DESSA
|
10.500 Stück
|
zu 539.000 €
|
Die variablen Kosten betragen
ASSA
|
102.000 €
|
BESSA
|
420.000 €
|
CESSA
|
215.000 €
|
DESSA
|
425.000 €
|
Ermitteln Sie die Ergebnisse
- für die Eintragung in einer aussagefähigen Deckungsbeitragsrechnung als Profit-Center-Erfolgsrechnung
- Von dem Controller wird eine Preiserhöhung von 12 % mit einer gleichzeitigem Absatzminus von 5 % bei den einzelnen Artikeln in Stück angenommen. Zusätzlich plant er eine Senkung der variablen Kosten um 5 %.
Wie sehen nach dieser Entscheidung die Ergebnisse einer Deckungsbeitragsrechnung als Profit-Center-Erfolgsrechnung aus?
Lösungen
a) Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
Bezeichnung
|
ASSA EURO
|
BESSA EURO
|
CESSA EURO
|
DESSA EURO
|
Verkaufserlöse/Umsatz
|
158.000 €
|
545.000 €
|
330.000 €
|
539.000 €
|
-Variable Kosten
|
102.000 €
|
420.000 €
|
215.000 €
|
425.000 €
|
=Deckungsbeitrag I
|
56.000 €
|
125.000 €
|
115.000 €
|
114.000 €
|
- Fixe Kosten im Produktionsbereich
|
18.000 €
|
65.000 €
|
70.000 €
|
60.000 €
|
Fixe Kosten im Vertriebsbereich
|
7.000 €
|
17.000 €
|
20.000 €
|
14.000 €
|
= Deckungsbeitrag II
|
31.000 €
|
43.000 €
|
25.000 €
|
40.000 €
|
|
Profit-Center I
|
|
Profit-Center II
|
|
74.000 €
|
|
65.000 €
|
- Fixe Kosten bei den Profit-Center
|
35.000 €
|
|
42.000 €
|
|
|
|
|
= Deckungs-Beitrag II bei den Produktgruppen
|
39.000 €
|
|
23.000 €
|
|
|
|
|
|
|
62.000 €
|
|
Fixe Kosten Im Unternehmen
|
|
38.000 €
|
|
|
|
|
|
= Betriebsergebnis
|
|
24.000 €
|
|
|
b) Bei Aufnahme der linearen variablen Kosten zeigt sich folgender Verlauf:
Bezeichnung
|
ASSA EURO
|
BESSA EURO
|
CESSA EURO
|
DESSA EURO
|
Verkaufserlöse/Umsatz *1)
|
168.112 €
|
579.880 €
|
351.120 €
|
573.496 €
|
- Variable Kosten *2)
|
96.900 €
|
399.000 €
|
204.250 €
|
403.750 €
|
Deckungsbeitrag I
|
71.212 €
|
180.880 €
|
146.870 €
|
169.746 €
|
- Fixe Kosten im Produktionsbereich
|
18.000 €
|
65.000 €
|
70.000 €
|
60.000 €
|
- Fixe Kosten im Vertriebsbereich
|
7.000 €
|
17.000 €
|
20.000 €
|
14.000 €
|
= Deckungsbeitrag II
|
46.212 €
|
98.880 €
|
56.870 €
|
95.746 €
|
|
Profit-Center I
|
|
Profit-Center II
|
|
145.092 €
|
|
152.616 €
|
- Fixe Kosten im Profit-Center
|
35.000 €
|
|
42.000 €
|
|
|
|
|
= DB bei den Produktgruppen
|
110.092 €
|
|
110.616 €
|
|
|
|
|
|
|
220.708 €
|
|
- Fixe Kosten im Unternehmen
|
|
38.000 €
|
|
|
|
|
|
= Betriebsergebnis
|
|
182.708 €
|
|
|
Berechnungen:
*1) ASSA
ASSA = 158.000 x 112 % = 176.960 : 520 x 494 (520-5%) = 168.112 €
BESSA = 545.000 x 112 = 610.400 : 1.100 x 1045 (1100 – 5%) = 579.880 €
CESSA = 330.000 x 112 = 369.600 : 3.600 x 3.420 (3.600 -5%) = 351.120 €
DESSA = 539.000 x 112 = 603.680 : 10.500 x 9.975 (10.500 – 5%) = 573.496 €
*2) ASSA bis DESSA
Bisherige variable Kosten minus 5 % (102.000 x 95)
Es zeigt sich eine Erhöhung des Betriebsergebnisses von ca. 739%.
letzte Änderung W.V.R.
am 16.07.2024
Autor:
Günther Wittwer
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27.11.2015 13:52:48 - Tahro
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