Benchmarking - Orientierung am Besten

Wolff von Rechenberg
Wie gut ist eigentlich mein Unternehmen, mein Produkt oder meine Dienstleistung? Das zeigt sich erst durch ein Benchmarking. Beim Benchmarking vergleichen wir systematisch die Leistung, die Qualität oder die Prozesse eines Unternehmens, Produkts oder einer Dienstleistung mit den Besten – im Unternehmen oder in der Branche.

Ziele des Benchmarkings

Ein Benchmarking kann viele Ziele verfolgen, aber im Allgemeinen lassen sich folgende Ziele zusammenfassen:
  1. Leistungsverbesserung: Das Benchmarking ermöglicht es Unternehmen, ihre eigenen Leistungen mit denen von anderen Unternehmen oder Branchenführern zu vergleichen. Durch den Vergleich können Schwachstellen und Verbesserungspotenziale identifiziert werden, um die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern.
  2. Best Practices identifizieren: Durch das Benchmarking können Unternehmen bewährte Verfahren, Prozesse und Strategien identifizieren, die von erfolgreichen Unternehmen angewendet werden. Indem sie von den Besten lernen, können Unternehmen ihre eigenen Arbeitsabläufe optimieren und ihre Leistung steigern.
  3. Wettbewerbsanalyse: Benchmarking ermöglicht es Unternehmen, ihre Wettbewerber zu analysieren und zu verstehen. Durch den Vergleich mit Wettbewerbern können Unternehmen ihre Positionierung im Markt besser einschätzen und Wettbewerbsvorteile identifizieren, um sich besser differenzieren zu können.
  4. Innovationsförderung: Benchmarking kann auch dazu dienen, neue Ideen und Innovationen zu entdecken. Durch den Vergleich mit anderen Unternehmen oder Branchen können neue Ansätze, Technologien oder Geschäftsmodelle identifiziert werden, die für das eigene Unternehmen relevant sein könnten. Dies kann helfen, den Innovationsprozess anzustoßen und neue Wege zu beschreiten.
  5. Kundenorientierung verbessern: Benchmarking ermöglicht es Unternehmen, ihre Kundenzufriedenheit und ihre Kundenorientierung zu verbessern. Durch den Vergleich mit Unternehmen, die in diesem Bereich besonders erfolgreich sind, können Unternehmen Best Practices identifizieren und ihre eigenen Prozesse und Serviceleistungen entsprechend anpassen.
  6. Kostenoptimierung: Durch das Benchmarking können Unternehmen ihre Kostenstrukturen analysieren und Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung identifizieren. Indem sie von Unternehmen lernen, die ihre Ressourcen effektiver einsetzen, können sie ihre eigenen Kosten senken und ihre Rentabilität verbessern.

Diese Ziele können je nach Unternehmen und Branche variieren. Das Benchmarking ist jedoch immer darauf ausgerichtet, die Leistung, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu verbessern, indem es von anderen erfolgreichen Unternehmen lernt.

Der Benchmarking-Prozess

Der Benchmarking-Prozess umfasst in der Regel mehrere Schritte:
  1. Zielsetzung: Zunächst bestimmen wir die Bereiche oder Prozesse, die wir benchmarken wollen, sowie die Kriterien und Metriken, anhand derer der Vergleich erfolgen soll.
  2. Datensammlung: Im zweiten Schritt sammeln wir alle Informationen über die Leistung, die Prozesse oder Qualitätsstandards der Unternehmen, die als Benchmark dienen sollen. Dies kann durch Recherche, Interviews, Umfragen oder den direkten Vergleich von Produkten oder Dienstleistungen erfolgen.
  3. Analyse und Vergleich: Die gesammelten Daten analysieren wir und vergleichen sie mit den eigenen Leistungen oder Standards. Dabei identifizieren wir Unterschiede, Schwachstellen oder Verbesserungspotenziale.
  4. Festlegung von Zielen: Basierend auf den Erkenntnissen des Vergleichs legen wir konkrete Ziele fest, die wir erreichen möchten. Zu diesen Zielen können beispielsweise die Anpassung von Prozessen, die Verbesserung der Qualität oder die Steigerung der Effizienz zählen.
  5. Umsetzung und Überwachung: Die Umsetzung der identifizierten Maßnahmen müssen wir laufend überwachen. Aus diesem Grund messen wir regelmäßig die Fortschritte und vergleichen sie mit den Benchmark-Daten, um den Erfolg der Verbesserungsmaßnahmen zu bewerten.

Benchmarking kann auf verschiedenen Ebenen angewendet werden, wie etwa auf Unternehmensebene, Prozessebene oder Produkt-/Dienstleistungsebene. Durch Benchmarking lassen sich Best Practices identifizieren, um die eigene Innovationskraft zu fördern und die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens kontinuierlich zu verbessern.


Instrumente des Benchmarkings

Beim Benchmarking werden verschiedene Instrumente und Methoden eingesetzt, um Leistungskennzahlen und Best Practices zu identifizieren und zu vergleichen. Hier sind einige Instrumente des Benchmarkings:
  1. Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs): KPIs sind Messgrößen, die die Leistung eines Unternehmens oder einer Organisation quantifizieren. Durch den Vergleich der eigenen KPIs mit denen von Wettbewerbern oder Branchenführern können Stärken und Schwächen identifiziert werden.
  2. Best-Practice-Analyse: Bei der Best-Practice-Analyse werden die erfolgreichsten Unternehmen oder Organisationen in einer Branche identifiziert und deren Vorgehensweisen, Strategien und Prozesse untersucht. Das Ziel ist es, von den bewährten Praktiken anderer zu lernen und diese auf das eigene Unternehmen anzuwenden.
  3. Benchmarking-Datenbanken: Es gibt spezielle Datenbanken, die umfangreiche Informationen über Leistungskennzahlen und Best Practices verschiedener Branchen und Unternehmen enthalten. Durch den Zugriff auf diese Datenbanken können Unternehmen ihre Leistung mit anderen vergleichen und Erkenntnisse gewinnen.
  4. Umfragen und Interviews: Unternehmen können Umfragen oder Interviews durchführen, um Informationen von anderen Unternehmen oder Branchenexperten zu sammeln. Dies kann qualitative Einblicke in bewährte Verfahren, innovative Ideen und Herausforderungen bieten.
  5. Site-Visits: Bei einem Site-Visit besucht ein Unternehmen physisch die Standorte anderer Unternehmen, um deren Betriebsabläufe und Prozesse vor Ort zu beobachten und zu analysieren. Dies ermöglicht einen direkten Einblick in die Arbeitsweise anderer Organisationen.
  6. Benchmarking-Berichte: Unternehmen können spezielle Benchmarking-Berichte oder Studien nutzen, die von Beratungsfirmen, Branchenverbänden oder Forschungsinstituten erstellt wurden. Diese Berichte enthalten in der Regel umfangreiche Daten und Analysen zu bestimmten Branchen oder Geschäftsbereichen.

Diese Instrumente können einzeln oder in Kombination eingesetzt werden, um Benchmarking-Analysen durchzuführen und Leistungslücken zu identifizieren, um dann Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Es ist wichtig, die ausgewählten Instrumente an die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Unternehmens anzupassen.

Woher kommen die Vergleichsdaten für das Benchmarking?

Bei der Datenerhebung stellt sich die Frage: Woher bekommen wir Vergleichsdaten. Zunächst gilt es, vier Arten von Benchmarking zu unterscheiden, wie es Georg und Kitzinger in ihrem Buch "Basiswissen Benchmarking" (s. Literaturhinweise) tun.
  • Das interne Benchmarking vergleicht Prozesse in unterschiedlichen Abteilungen oder Standorten miteinander.
  • Das Konkurrenz-Benchmarking oder vergleicht Prozesse im eigenen Unternehmen mit dem direkten Wettbewerb.
  • Das funktionale oder marktübergreifende Benchmarking vergleicht Unternehmen, die entweder aus der gleichen Branche, aber unterschiedlichen Märkten stammen oder aus dem gleichen Industriezweig. Hier werden meist Funktionen und Prozesse verglichen.
  • Das generische Benchmarking setzt sich keinerlei Grenzen. Es vergleicht Prozesse aus unterschiedlichem Kontext im eigenen Unternehmen um.

Bezieht sich das Benchmarking, wie im ersten Fall, nur auf einen firmeninternen Vergleich, dann finden sich die Daten in den IT-Systemen des Unternehmens. Den Stand des eigenen Unternehmens im Vergleich mit dem Wettbewerb wird man jedoch nicht ohne Vergleichsdaten ermitteln können. Diese Vergleichsdaten finden sich teilweise frei verfügbar in
  • veröffentlichten Bilanzen,
  • Zeitschriften,
  • sozialen Medien,
  • Verbandsinformationen (IHK u. a.) oder
  • Publikationen von Wirtschaftsinstituten.

Auch öffentliche Berichte über Auszeichnungen und Preise können wertvolle Daten liefern. Einige andere Quellen, wie Vorträge von Spezialisten oder Angaben von ausgeschiedenen Mitarbeitenden des Wettbewerbers sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Im globalen Wettbewerb wächst die Bedeutung von Benchmarking und damit die Nachfrage nach Vergleichsdaten.
  • Auf internationaler Ebene erstellt das American Productivity and Quality Center (APQC) Benchmarking-Studien. Das APQC bietet aber auch Unternehmen einen Zugang zu seinen Daten (s. Webtipps).
  • Das Benchmarking Center Europe, INeKO Institute an der Universität zu Köln, ist europäischer Partner des APQC und bietet entsprechende Dienstleistungen für Europa an (s. Webtipps).

Aufgaben des Controllings beim Benchmarking

Die zentrale Rolle des Controllings im Benchmarking-Prozess ergibt sich schon aus den genannten Instrumenten. Datenerfassung, Kennzahlen und Abweichungsanalysen zählen zu den Kernaufgaben eines Controllers. Hier sind einige Aufgaben des Controllings im Rahmen des Benchmarkings:
  1. Das Controlling unterstützt bei der Auswahl der richtigen Kennzahlen, die im Benchmarking verwendet werden sollen. Diese Kennzahlen sollten aussagekräftig, vergleichbar und relevant für das Unternehmen sein.
  2. Das Controlling ist für die Beschaffung der erforderlichen Daten verantwortlich, sowohl intern als auch extern. Es sammelt und bereitet die Daten auf, um sie mit den Benchmarks zu vergleichen. Zudem analysiert es die Daten, um Trends und Abweichungen zu identifizieren.
  3. Das Controlling führt den eigentlichen Benchmarking-Prozess durch. Es vergleicht die Leistung des eigenen Unternehmens mit den Benchmarks und ermittelt die Stärken und Schwächen. Das Controlling identifiziert dabei auch Best Practices aus den Benchmarking-Ergebnissen, die im Unternehmen implementiert werden können.
  4. Das Controlling analysiert die festgestellten Abweichungen zwischen der eigenen Leistung und den Benchmarks. Es ermittelt die Ursachen für diese Abweichungen und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Diese Empfehlungen können dazu beitragen, die Leistung des Unternehmens zu verbessern und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
  5. Das Controlling erstellt Berichte (Reports), um die Ergebnisse des Benchmarkings zu kommunizieren. Es stellt die Informationen den relevanten Stakeholdern zur Verfügung, um ein gemeinsames Verständnis der Leistung des Unternehmens im Vergleich zu den Benchmarks herzustellen.
  6. Das Controlling überwacht kontinuierlich die Leistung des Unternehmens im Vergleich zu den Benchmarks. Es stellt sicher, dass die implementierten Maßnahmen zur Leistungsverbesserung wirksam sind und unterstützt bei der Anpassung der Strategie, falls erforderlich.

Insgesamt unterstützt das Controlling das Benchmarking, indem es Daten sammelt, analysiert und interpretiert, um Entscheidungen zur Leistungsverbesserung und strategischen Ausrichtung des Unternehmens zu treffen.




letzte Änderung W.V.R. am 15.06.2023
Autor:  Wolff von Rechenberg
Bild:  Bildagentur PantherMedia / alphaspirit


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Herr Wolff von Rechenberg
Wolff von Rechenberg ist Wirtschaftsjournalist und versorgt seit 2012 die Fachportale der reimus.NET mit News und Fachartikeln.
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