Die kalkulatorischen Zinsen sind Kosten für die Nutzung des betriebsnotwendigen Kapitals. Diese sind also von den Fremdkapitalzinsen (
Zinsaufwendungen), die ja nur für das Fremdkapital zu entrichten sind, zu unterscheiden (
Anderskosten). In der Kostenrechnung ist die Herkunft des eingesetzten Kapitals unerheblich. Insbesondere soll das vom Unternehmer eingesetzte Eigenkapital angemessen vom Unternehmen verzinst werden.
Da eine
Eigenkapitalverzinsung in der GuV nicht als Zinsaufwand berücksichtigt wird, müssen diese Zinsen zusätzlich als Kosten in die KLR einfließen. Auch der
Zeit- und Betriebsvergleich wird durch die Verzinsung des gesamten eingesetzten Kapitals verbessert, da unterschiedliche Finanzierungsbedingungen und -strukturen nun keinen Einfluss mehr haben.
Bestimmung des betriebsnotwendigen Kapitals
Zur
Bestimmung des betriebsnotwendigen Kapitals werden vom
Anlagevermögen alle nicht betriebsnotwendigen, z.B.
stillgelegten Anlagen und die
Finanzanlagen herausgerechnet und das
Umlaufvermögen um eventuell vorhandene Wertpapiere und sonstige
Vermögensgegenstände bereinigt.
Das sich aus dem
bereinigten Anlagevermögen und
Umlaufvermögen ergebende
betriebsnotwendige Vermögen wird nun noch durch
Lieferantenkredite und
Anzahlungen von Kunden, dem sogenannten "
Abzugskapital", reduziert. Der Zinsatz zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen sollte sich am aktuellen Marktzins zuzüglich eines angemessenen Risikozuschlags orientieren.
Vereinfacht kann jedoch auch nur das
Eigenkapital verzinst werden und die sich ergebende Eigenkapitalverzinsung als
Zusatzkosten zu den aus der Buchhaltung übernommenen Fremdkapitalzinsen in die KLR einfließen.
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Berechnung:
kalk. Zinsen = Betriebsnotwendiges Kapital x Zinssatz
Um das betriebsnotwendige Vermögen zu bewerten gibt es zwei mögliche Verfahren [1]:
- Durchschnittsmethode: berechnet einen Durchschnitt, welcher das gebundene Vermögen während der Nutzungsdauer wiedergibt. In diesem Verfahren bleiben die Werte konstant.
Für Anlagevermögen = 0,5 x kalk. Bestand
Für Umlaufvermögen = 0,5 x (Anfangsbestand + Endbestand)
- Restwertmethode mit durchschnittlichen Restwerten: berechnet einen Durchschnittswert basierend auf den durchschnittlichen Restwerten der einzelnen Jahre. Während in der Durchschnittsmethode die Werte konstant sind, sinken in dieser Berechnung die Restwerte über die Nutzungsdauer.
Durchschnittlicher Restwert = 0,5 * (Anfangsbestand + Endbestand)
Für Berechnungen wie bei
Maschinenstundensätzen werden nicht die kalk. Zinsen für das gesamte Unternehmen bestimmt, sondern nur auf die einzelne Anlage. Daher wird in der Regel eine abgewandelte Durchschnittsmethode angewendet. Hierbei werden zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt. Zum einen wird der kalkulatorische Zins berechnet über:
Anschaffungskosten (AK) + Schrottwert (SW) der Anlage [2]
Oder zum anderen über die
Wiederbeschaffungskosten (WbK) der Anlage.
Formeln:
Kalk. Zinsen = (AK + SW) x Zinssatz
Kalk. Zinsen = WbK x Zinssatz
Hier finden Sie eine
Übung zu den kalkulatorischen Zinsen >>
Quellen :
[1] vgl. S. 94 Kosten- und Leistungsrechnung; William Jórasz; Schäffer-Poeschel; 2009
[2] vgl. zingel.de/pdf/04kart.pdf, Harry Zingel S. 11
letzte Änderung Sergej Maurer am 25.01.2022
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