Fehlinterpretationen durch Vorannahmen und die Auswahl von Rechenverfahren

Serie: Manipulationen und Fehler im Reporting

Dr. Ursula Binder
 

Die Artikel dieser Reihe beschäftigen sich mit bewussten oder unbewussten Manipulationen an grafischen Darstellungen, Tabellen und Rechenergebnissen und zeigen deren Auswirkungen auf die Interpretation des Dargestellten sowie die Konsequenzen für darauf basierende Schlussfolgerungen und Entscheidungen auf.

In diesem Beitrag geht es darum, inwiefern Vorannahmen und die Auswahl von Rechenverfahren die Ergebnisse, die in Berichten dargestellt werden, beeinflussen und wie es dadurch zu Fehlinterpretationen kommen kann. Nicht nur im Controlling werden Resultate von Erhebungen und / oder Berechnungen gerne grafisch oder in einer einzigen Zahl zusammengefasst dargestellt.

Der Vorteil einer Abbildung oder der komprimierten Darstellung eines Ergebniswertes (z. B. als Index) gegenüber der Beschreibung als Text oder in Form einer Tabelle ist, dass nicht das ganze Zahlenwerk oder der Text studiert werden müssen, um das Wesentliche zu erfassen. Darin liegt aber auch gleichzeitig die Gefahr für eine mögliche Fehlinterpretation, da die Person, die die Grafik erstellt oder den Zahlenwert ermittelt, entscheidet, was das Wesentliche ist und auch darüber, welche Methode angewendet und welche Vorannahmen getroffen werden. Im Folgenden werden zur Verdeutlichung des Problems drei Beispielfälle aus verschiedenen Bereichen ausgeführt.

1. Fall: Unternehmenswert – WACC

Der erste Beispielfall bezieht sich auf den so genannten WACC (Weighted Average Cost of Capital), der häufig als Kapitalzinssatz zum Abzinsen von Cashflows im Rahmen der Investitionsrechnung oder der Unternehmensbewertung verwendet wird. Die Höhe des WACC hat dabei großen Einfluss auf das Ergebnis. Berechnet man z. B. den Unternehmenswert simpel mit Hilfe der ewigen Rente, so erhält man bei einem dauerhaft zu erzielenden Cashflow in Höhe von 100.000 Euro und einem WACC von 4 % einen Unternehmenswert von 2,5 Mio. Euro (100.000 / 0,04).

Steigt der WACC auf 5 %, dann beträgt die ewige Rente nur noch 2 Mio. Euro, sinkt er auf 3 % steigt der Unternehmenswert auf 3,3 Mio. Euro. Der WACC selbst besteht aus sechs verschiedenen Faktoren [1], die natürlich wiederum Einfluss auf die Höhe des Zinssatzes haben. Setzt man die in der folgenden Tabelle beispielhaft angegebenen Werte für die sechs Faktoren in die gängige Formel für den WACC ein, ergibt sich ein Wert von 4 %.

Letzte Änderung W.V.R am 24.07.2023

Autor(en): Dr. Ursula Binder
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