Rohstoffpreise sind explodiert. Im Durchschnitt gab es Preissteigerungen um 30 Prozent seit Herbst 2020 beziehungsweise 20 Prozent seit Jahresbeginn. Den stärksten Anstieg verzeichnet Holz, hier hat sich der Preis in Deutschland seit September verdoppelt. Das berichtet die Managementberatung Horváth unter Berufung auf eine eigene Studie und warnt: Die Preise steigen weiter.
Während Hersteller Produktion und Lagerbestände in den vergangenen eineinhalb Jahren pandemiebedingt herunterfahren mussten, stieg die Nachfrage nach Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen sowie Bau- und Renovierungsmaterialen für Innenräume und Außenanlagen an. Dazu kamen extreme Naturereignisse und ein Stau im Suezkanal. Lieferketten wurden durch Lockdowns unterbrochen oder gestört waren. Diese Faktoren hätten zum Anstieg der Rohstoffpreise beigetragen, heißt es in einer Mitteilung von Horváth. Derzeit müssten Rohstoffpreise alle zwei bis drei Tage nach oben angepasst werden.
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Handwerker müssen Arbeit einstellen
Die Managementberatung warnt: "Es geht sogar so weit, dass immer mehr Handwerksbetriebe ihre die Arbeit einstellen und Kurzarbeit beantragen müssen, weil trotz hoher Auftragslage einfach zu wenig Rohstoffe am Markt zu beschaffen sind, selbst zu überteuerten Preisen." Hersteller rechnen nicht mit einem Ende der Preisspirale. Das geht aus einer Umfrage der Managementberatung Horváth unter mehr als 1.000 Führungskräften aus produzierenden Unternehmen in zwölf europäischen Ländern. Vielmehr seien Preissteigerungen im zweistelligen Bereich zu erwarten.
Holzpreis: Rekordhoch im Dezember
Für Holz erwarten die befragten Hersteller einen Anstieg von bis zu 33 Prozent bis Jahresende. In Großbritannien, wo der Brexit die Holzbeschaffung besonders erschwert, geben die Befragten sogar mögliche Erhöhungen von bis zu 180 Prozent für bestimmte Holzarten an. Mit der exponentiell steigenden Delta-Variante befürchten die Befragten weitere Lockdowns in Europa und somit die Fortsetzung der starken Nachfrage, mit dem Ergebnis eines neuen Rekordhochs beim Holzpreis bis Dezember 2021.
18 Prozent Preissteigerung für Warmstahl
Bei Warmstahl sind die Preise pro Tonne laut Horváth bereits seit Jahresbeginn um 60 Prozent gestiegen. Die Branche rechnet mit einem weiteren Anstieg um 18 Prozent bis Jahresende. Wegen der Auftragsstornierungen während der Coronakrise seien teilweise komplette Produktionsstätten stillgelegt. Die schnelle wirtschaftliche Erholung führt nun zu Engpässen. Das gilt auch für Kunststoff.
Aus hygienischen Gründen werde vermehrt auf Plastikverpackungen für Lebensmittel und Take-away-Produkte gesetzt, erklärt Horváth. Hinzu kämen Lieferungsengpässe durch Extremwetter in den USA. Kunststoffe wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) seien so teuer wie seit Jahr 2015 nicht mehr. Zu weiteren Rohstoffen, die von starken Preissteigerungen betroffen sind, gehören demnach Kupfer, Eisenerz, Öl, Palladium und Rhodium.
Unternehmen müssen kurzfristig handlungsfähig sein
Die Experten von Horváth rechnen auch weiterhin mit plötzlichen Preissteigerungen für Rohstoffe. Dafür seien Extremwetterereignisse, Infrastrukturstörungen, Finanzmarktentwicklungen, Handelskonflikte und Logistikprobleme auf den zunehmend strapazierten Verkehrsadern verantwortlich. Unternehmen müssten auf dem Rohstoffmarkt kurzfristig handlungsfähig sein. Bei Preisanpassungen sollten dem Experten zufolge drei Regeln beachtet werden:
- Erstens sollten sie gezielt und systematisch geplant werden.
- Zweitens sollten Erhöhungen differenziert und selektiv an die Kunden weitergegeben werden, beispielsweise nach Marktsegment, Vertriebskanal oder Produktgruppe.
- Drittens sei eine frühzeitige und transparente Kundenkommunikation notwendig. Mindestens die wichtigsten Kunden sollten über Preiserhöhungen und Hintergründe aufgeklärt werden. Auswirkungen sollten seien zu überprüfen, um bei negativen Kundenreaktionen schnell gegensteuern zu können.
Über die Studie
Für die "Internationale Marktstudie zum Anstieg der Rohstoffpreise" der Managementberatung Horváth wurden von März bis Juli 2021 insgesamt 1.041 Führungskräfte produzierender Unternehmen aus Europa befragt, darunter 145 Hersteller aus Deutschland. Weitere Befragte stammen aus Italien, Groß-Britannien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen und Dänemark. Zu drei Vierteln handelt es sich bei den Befragten um Chief Executive Officers (CEOs), Chief Financial Offices (CFOs), Chief Sales Officers (CSOs) sowie Chief Procurement Officers (CPOs). Die Branchen teilen sich auf in Automotive, Möbel und Einrichtung, Haushaltsgeräte und weitere Elektronik sowie Verpackung.
Erstellt von (Name) W.V.R. am 29.07.2021
Geändert: 29.07.2021 12:43:08
Autor:
Wolff von Rechenberg
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Kay Hofmeister
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