Bei der Planung von IT-Projekten hat sich das Vorgehen in den Unternehmen gewandelt: Während noch vor einigen Jahren die Positionierung als strategisches Projekt von der Mühsal einer betriebswirtschaftlichen Rentabilitätsbetrachtung entlastete, sind detaillierte ROI-Betrachtungen heute längst zum Muss für die Fachbereiche geworden. Projekte, deren Nutzen sich nicht plausibel ausweisen lässt, verlieren rasch das Prädikat „strategisch“ und jegliche Aussicht auf Realisierung.
Viele Unternehmen erwarten eine Amortisierung innerhalb von 18 Monaten und fordern nach Projektabschluss die von den Fachbereichen prognostizierten wirtschaftlichen Effekte auch konsequent ein. Dies ist eine positive Entwicklung, die jedoch eine große Schwachstelle hat: Interne Entwicklungsprojekte werden in den seltensten Fällen von der IT zu festen Terminen und Preisen angeboten. In der Budgetrunde erfolgt das Portfoliomanagement also auf Basis geschätzter Kosten und Nutzeffekte. Dies führt dazu, dass die Rentabilitätsvorgaben im Fachbereich bereits dann verfehlt werden, wenn das IT-Projekt lediglich später als geplant abgeschlossen wird. Opportunitätskosten und die Eigenkapitalverzinsung schließen dann eine positive Bewertung für die Fachbereiche aus.
Eine interessante Alternative stellt folgende Vorgehensweise dar, die jedoch nicht in allen Fällen anwendbar ist:
Welche Effekte ergeben sich daraus?
Zu 1. Die Projektverantwortung (Budgetverantwortung) liegt während der Entwicklung ausschließlich bei der IT und geht erst mit der Nutzung auf die Fachbereiche über. Das Projekt wird, zumindest kalkulatorisch, aktiviert und im Rahmen der Nutzungsdauer abgeschrieben. Am Rande sei bemerkt, dass die Projekte im Zuge der Einführung der International Accounting Standards (IAS)/International Financial Reporting Standards (IFRS) als immaterielles Anlagevermögen auch in der Unternehmensbuchhaltung wiederzufinden sind. Budget und Zeitüberschreitungen gehen vollständig zu Lasten der Entwicklungsorganisation. Die Belastung der IT mit dem entgangenen Nutzen der Fachbereiche bei Zeitüberschreitungen ist vielleicht der nächste Schritt in der immer deutlicher werdenden Anbieter-Kunden-Beziehung.
Zu 2. Die Definition von Wahrnehmungspunkten ist einerseits eine ausgezeichnete Methode, ein besseres Verständnis für den fachlichen Bedarf und die Prioritäten zu erhalten. Andererseits können diese konkreten Wahrnehmungspunkte vom Fachbereich in Hinblick auf die Mengen und Nutzeffekte sehr genau geplant werden. Bei Software-Entwicklungsprojekten sind sie häufig im Prozessumfeld zu finden. IT wird zum Beispiel wahrgenommen, wenn sie den Anwender bei der Durchführung seiner fachlichen Tätigkeit unterstützt: etwa beim Anlegen/Ändern eines Kreditors oder der automatischen Rechnungsvorprüfung. Durch die erzielte Transparenz können Anforderungen und Entwicklungsziele präzise formuliert, ebenso Mengenplanungen vorgenommen werden, die die Investitionsplanung für die notwendige Infrastruktur ermöglichen.
Wirtschaftlich sinnvoll sind Projekte, die der vereinfachten Bedingung genügen:
WP*: Wahrnehmungspunkte
Verfeinert werden kann diese Formel, wenn die zeitliche Komponente bei der Entwicklung einbezogen wird, Stichwort: Kapitalverzinsung. Ebenso kann in die Betrachtung aufgenommen werden, dass jede geplante Nutzenrealisierung mit Risiken behaftet ist.
Zu 3. Zunächst ist festzuhalten, dass es für die Anwender in den Fachabteilungen sehr angenehm ist, erst dann mit Kosten belastet zu werden, wenn auch ein Nutzen zu spüren ist. Wie aus Punkt 2. ersichtlich, sind die Wahrnehmungspunkte, die ab dem Going Live des Projektes besser als „IT-Produkte“ bezeichnet werden, stark an der fachlichen Tätigkeit der Anwender ausgerichtet. Allerdings: Was für die Anwender gut ist, weil sie es mit verständlichen und vor allem werthaltigen IT-Produkten zu tun haben, ist bei einer Refinanzierung, sprich monatlichen Verrechnung, nicht immer unproblematisch.
Innovativer Lösungsansatz
Einen innovativen Lösungsansatz bieten Systeme zur innerbetrieblichen Leistungsverrechnung: Sie bilden die IT-Leistungen in leicht verständlichen Abrechnungseinheiten mit klarem Bezug zur fachlichen Tätigkeit ab. Diese Systeme erlauben es auch, den Erfolg eines Projektes für den Fachbereich und die IT zu trennen und eine gesonderte Erfolgsrechnung zu erstellen.
2. Größtes Potenzial bei Betriebskosten
In Zeiten knapper werdender IT-Budgets ist es für viele IT-Verantwortliche eine große Herausforderung, mehr Raum für Innovationen zu schaffen. Im Fokus stehen die Betriebskosten (Operations).
Bereits heute ist zu erkennen, dass die Möglichkeiten begrenzt sind, Kosten durch Konsolidierung zu senken. Bei der Suche nach alternativen Wegen kommt es verstärkt auf die Mitwirkung der Anwender an.
Bei den Konsolidierungsprojekten der Vergangenheit stand die Steigerung der Effizienz im Vordergrund der Bestrebungen. Die IT-Abteilung sollte die Informationstechnik möglichst kostengünstig produzieren. Während die Herstellung von CPU-Leistung und die Serverbetriebskosten diversen Benchmarks unterzogen wurden, blieb die Frage nach der unternehmerischen Wertschöpfung unberücksichtigt. Durch die Einbeziehung der Anwender jedoch gewinnt die Frage nach der Effektivität, also dem Nutzen der elektronischen Datenverarbeitung, zunehmend an Bedeutung:
2.1. Bedarfsplanung durch die Anwender
Voraussetzungen einer präzisen Bedarfsplanung sind:
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: IT-Unterstützungsleistungen, die klar in den Kontext der Geschäftstätigkeiten eines Unternehmens einzuordnen sind, erfahren eine hohe Wertschätzung und bilden die Basis für den gezielten Umgang und eine zuverlässige Planung der IT-Leistungen.
Einer Empfehlung des US-Marktforschungsunternehmens Gartner Group folgend, sollte die Planung auf Basis verständlicher und geschäftsrelevanter IT-Produkte und im Rahmen eines Projektes zur internen Leistungsverrechnung erfolgen.
Dabei ist in drei Schritten vorzugehen:
Aus planerischer Sicht sind die Phasen 1 und 2 weniger spannend. Es muss allerdings gewährleistet sein, dass das eingesetzte System zur Leistungsverrechnung in der Lage ist, mit Produkten umzugehen, die die oben beschriebenen Eigenschaften erfüllen. Ebenso muss eine Preiskalkulation mit kontinuierlicher Deckungsbeitragsrechnung für die Produkte möglich sein.
Über den Weg einer Leistungsverrechung wird ein großer Teil des Planungsaufwandes an die Fachbereiche delegiert. Die Anwender können sich, wie in Phase 3 vorgesehen, auf die Mengenplanung vertrauter IT-Produkte konzentrieren, die sie zudem weitgehend aus ihrer regulären Geschäftsplanung ableiten (z.B. Zahl der Auftragseingänge, Zuwachs an Kreditoren etc.). Diese von den Fachbereichen planbaren und beeinflussbaren IT-Leistungen machen es den Anwendern möglich, selbst Verantwortung für die entstehenden IT-Kosten zu übernehmen. Unverständliche IT-Kostenpauschalen und damit verbundene langwierige Diskussionen zwischen den Geschäftseinheiten und der IT-Abteilung gehören der Vergangenheit an. Damit kann über die Zahl der Anwender hinaus sehr viel über das zu erwartende Nutzungsprofil erfahren werden. Veränderungen im Markt und in den Geschäftsprozessen beeinflussen die Anforderungen an die IT. Dieser Sachverhalt kann nun kommuniziert, und die IT entsprechend ausgerichtet werden.
2.2. Kosten- und Investitionsplanung
Auf der Grundlage der gelieferten Planmengengerüste können Unternehmen nun die Kosten- und Investitionsplanung in Angriff nehmen.
Voraussetzungen
Zur Umsetzung der beschriebenen Verfahren ist ein System zur innerbetrieblichen Leistungsverrechung unverzichtbar. Es wird benötigt, um die Leistungen zu definieren, zu kalkulieren und die Leistungsabnahme zu verfolgen. Da dieses System individuell auf die Bedürfnisse der IT abgestimmt wird, kann es meist nicht in das ERP-System integriert werden, das auf das Kerngeschäft des Unternehmens ausgerichtet ist – es sei denn, das Kerngeschäft ist die IT. In der Regel finden Spezialsysteme Anwendung, die eine individuelle Kostenträger- und Kostenartenrechung in einer Art Schattenbuchhaltung ermöglichen.
Kostenplanung
Im Falle der einfacheren Kostenplanung ist anzunehmen, dass diese vollständig in dem vorhandenen kostenstellenbasierten ERP-System abgebildet ist. Im Rahmen der Leistungsverrechnung müssen die darin enthaltenen Positionen für die Kalkulation der IT-Produkte bereits auf eine Kostenträgerrechnung und somit auch auf die Services abgebildet sein (vgl. Phase 1 des Modells der Gartner Group). Die Kostenfortschreibung in die Planungsperiode von Personalkosten, Abschreibungen und dergleichen kann also wie gewohnt auf Kostenstellenebene vorgenommen und auf dem bereits geebneten Weg in die Kostenträgerrechnung der Leistungsverrechnung für die Planperiode überführt werden. Abgesehen von neuen Projekten und Anschaffungen können fortlaufende Kosten auf diesem Weg einfach geplant werden.
Investitionsplanung
Es gehört zur gängigen Praxis, Investitionen detailliert und themenbezogen zu planen. Bei der Überführung dieser Planung in ERP-Systeme gehen, so die leidvolle Erfahrung vieler IT-Verantwortlicher, durch Aggregation viele Themen und wichtige Details verloren. Auch die häufig verwendeten Innenaufträge sind in der Praxis gut zu planen, aber scheinbar im IST schlecht zu bebuchen. Aus diesem Grund ist ein sinnvoller Plan-/Ist-Vergleich nicht immer durchführbar. Einfacher und auch detailgetreuer ist es, die Investitionsplanung in der Kostenträgerrechnung des Leistungsverrechnungssystems durchzuführen. Die späteren Kosten im IST werden auf dem gewohnten Wege der Nachkontierung in die „Schattenbuchhaltung“ übergeleitet und dann für den Soll-/Ist- Vergleich herangezogen. Hilfreich bei der Investitionsplanung sind die Informationen, die aus den Mengenplanungen der Fachabteilungen gewonnen werden. Sie erleichtern die Kapazitätsplanung, weil prognostizierte Prozessdurchführungsmengen hinreichend gut auf die daraus resultierenden Ressourcen- anforderungen abzubilden sind.
Zusammenfassung der Einzelschritte
Fazit
letzte Änderung Hubert Bauer am 03.09.2019 |
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